Das Beste aus dem Jahr 2002

Das Beste aus dem Jahr 2002

In der vorliegenden Ausgabe präsentiert die Redaktion einen Rückblick auf die besten FARANG-Nachrichten aus dem Jahr 2002. Die Angst vor einem Krieg gegen den Irak, wenngleich nicht 2002 ausgebrochen, beschäftigte die Menschen auf der ganzen Welt. Der damalige US-Präsident Bush begann das Jahr mit der Ankündigung, den Krieg gegen den Terrorismus weiterführen zu wollen. In Thailand wurde das alte Jahr mit einer von der politischen Öffentlichkeit viel beachteten spektakulären, kritischen Thronrede von König Bhumibol Adulyadej über den Zustand der thailändischen Politik und Gesellschaft beendet. Das Jahr 2002 hingegen begann mit einer kritischen Auseinandersetzung zwischen dem damaligen Premierminister Thaksin und führenden thailändischen wie auch internationalen Medienvertretern.

Second Road wurde zur Einbahnstraße

Am 15. Januar trat die Einbahnstraßenregelung der Second Road in Kraft. Die Anlieger befürchteten das Schlimmste: "Wenn Stadt und Polizei nicht kooperieren, wenn ab 15. Januar nicht Polizisten an den Einmündungen der Sois in die Second Road stehen und auf die Einhaltung der Einbahnregelung achten, geht die neue Verkehrsplanung in die Hose. Dann herrscht da Anarchie."

Pop ist trendy…

...lautete die Überschrift in der zweiten FARANG-Ausgabe des Jahres. Bei "Pops", wie sie von den Thais genannt wurden, handelte es sich um mit einem 50-ccm-Motor ausgestattete Motorroller, die nicht für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen und deshalb ohne Versicherung, Kfz-Steuer und Führerschein gefahren wurden. Da das Gesetz in Thailand keine Kleinmotorräder kannte, gab es sie eigentlich nicht. Mit der Folge, dass sie weder von der Straßenverkehrsordnung noch von anderen Vorschriften erfasst wurden. Auf die Frage des FARANG nach einer Altersbegrenzung hieß es bei der Behörde: "Dafür gibt es keine gesetzliche Bestimmung." Die damalige Redaktion scherzte diesbezüglich: "Wer sich in der Lage fühlte, ein "Pop" zu lenken, durfte das tun. Also auch Kleinkinder und schwachsinnige Greise!"

• •Deutscher erwürgte Barmädchen

Am 3. April wurde ein Braunschweiger in der Soi Post Office wegen des Mordes an einem 35-jährigen Barmädchen festgenommen. Michael S. trat im Frühjahr 2000 eine Stelle als Koch in einem deutschen Restaurant an der Second Road an. Doch bereits nach wenigen Wochen schnappte er sich den Inhalt der Kasse mit den Tageseinnahmen und machte sich mit knapp 10.000 Baht und dem Firmenmotorrad aus dem Staub. Da das Geld nicht lange reichte, überfiel er einen Nachbarn im Treppenhaus seines Condominiums und schlug so lange auf ihn ein, bis dieser ihm 25.000 Baht aushändigte. Der Schwerverletzte erstattete jedoch bei der Polizei Anzeige, die den 45-Jährigen festnahm. Von Juli 2000 bis Dezember 2001 saß er im Gefängnis in Pattaya in Untersuchungshaft, bis ihm ein kurzfristig inhaftierter Amerikaner die für seine Kaution benötigten 200.000 Baht lieh. Der Deutsche kam daraufhin frei, der Amerikaner verstarb kurze Zeit später, angeblich durch Selbstmord. Wieder auf freiem Fuß, mietete sich Michael S. eine Condo-Wohnung. Nachdem er mit einem Barmädchen, das er aus der Noi I Bar an der Second Road ausgelöst hatte, wegen des Preises für ihren Liebesdienst in Streit geriet, erwürgte er sie. Der Nachmieter stieß schließlich auf die unter dem Bett abgelegte, stark verweste Leiche und verständigte die Polizei, die Michael S. widerstandslos festnahm.

Falsche Ärzte in Kliniken

Die damalige Redaktion empfahl ihrer Leserschaft: "Erkrankte müssten sich eigentlich in Kliniken das Zertifikat des Arztes zeigen lassen und dieses auch auf seine Echtheit überprüfen." Der Grund: In der Provinz Samut Prakan, so hieß es, wurden lediglich 30 von 300 Kliniken von Medizinern betrieben.

Kim Schmitz saß im "Bangkok Hilton" ein

"Kein Bett, überall Kakerlaken", beschwerte sich Kim Schmitz über die Haftbedingungen in Bangkok. Der ehemalige Star der New Economy, Computer-Hacker und Exzentriker wurde während seines Bangkok-Aufenthaltes von der thailändischen Polizei verhaftet, nachdem die deutsche Botschaft seinen Pass für ungültig erklärt hatte. Ausgerechnet an seinem 28. Geburtstag wurde er an Deutschland ausgeliefert. Ihm wurde vorgeworfen, unter Ausnutzung von Insiderwissen Aktien für 375.000 Euro gekauft und mit Millionengewinn kurz danach für 1,5 Millionen Euro wieder abgestoßen zu haben. Er wurde am 27. Mai 2002 vom Amtsgericht München wegen Insiderhandels zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe zur Bewährung und 100.000 Euro Geldstrafe verurteilt.

16,4 Prozent konsumierten Drogen

Einer Studie folgend erhielt der Spruch "Don‘t drink & drive, Get High & Fly" eine völlig neue Bedeutung. Diese hatte zum Ergebnis, dass 7,3 Millionen Thais und somit 16,4 Prozent der Gesamtbevölkerung Drogen konsumierten. Die meisten Frauen und Männer griffen zu Marihuana, gefolgt von Speed-Pillen und mit weitem Abstand Opium und Ecstasy.

Lang lebe die Lüge!

Ein der Thai-Sprache mächtiger Ausländer berichtete der damaligen Redaktion folgende Geschichte. Er stieg in ein Sammeltaxi, in dem schon zwei junge Frauen saßen. Plötzlich schrie die eine "Garry, Garry" und winkte einem Farang zu, der auch zurückwinkte. Auf der Weiterfahrt erzählte sie ihrer Freundin, dass er ein ganz komischer Typ sei. Bisher habe sie ihm immer die Wahrheit erzählt, doch er habe nie etwas geglaubt. Jetzt lüge sie ihm nur noch etwas vor, und er glaube ihr jedes Wort. Sie schloss das Fazit: "Die Farangs sind eben alle verrückt.

Koh Larn-Müll landete im Meer

Ein halbes Jahr dauerte es, bis die Polizei Pattayas "obersten" Umweltsünder hinter Schloss und Riegel hatte. Dem unbenannt gebliebenen Familienoberhaupt wurde vorgeworfen, über Monate hinweg zig Tonnen Abfall in der Bucht der Touristenmetropole entsorgt zu haben. Die Familie hatte gegen ein Entgelt von monatlich 6.000 Baht den Auftrag angenommen, Müll von der Insel Larn zum Festland zu transportieren. Als sich die Schiffsfahrten nicht mehr rentierten, kippten sie die Müllsäcke einfach ins Meer – bis zu drei Tonnen täglich – anstatt sie auf der städtischen Deponie zu entsorgen.

• •Krieg beflügelte Mohnanbau

Der Krieg gegen Terror und Taliban ließ in Nordthailand den Mohn wachsen. Die Drogenbarone hatten den Behörden folgend die Bergvölker zum verstärkten Anbau angehalten. Thailands Opiumbauern sollten ebenso wie Bergstämme in Laos und Burma die Versorgungslücke schließen, die der Krieg in Afghanistan hinterließ. Dieses Land galt bis Kriegsbeginn als weltweit größter Produzent von Mohn, aus dem Heroin und Opium gewonnen wurde. Satellitenbilder zeigten, dass in Nordthailand auf rund 5.500 Rai Mohn angebaut wurde.• •

Standardpreis anstatt Übervorteilung

Eine simple Erklärung des Managers eines thailändischen Unternehmens zur unterschiedlichen Preisgestaltung: "Wir übervorteilen Ausländer nicht. Ausländer zahlen bei uns den Standardpreis, Thais bekommen Rabatt."

• Didi" lüftete das Ötzi-Geheimnis

DER FARANG besuchte den Wiener Wirt Dieter "Didi" Beischroth in seiner Kneipe "Ötzi" in der Soi Khao Noi. Der damals 33-Jährige fragte die Redaktion, ob sie wisse, aus welchem Land die Gletschermumie Ötzi stamme. Er lüftete das Geheimnis: "Aus Deutschland. Er trug Sandalen. Nur Deutsche spazieren mit Sandalen durch österreichische Alpen!" (Heutzutage betreibt "Didi" das Restaurant "Forever Young" in der Soi Watboon Kanchana, das als Treffpunkt der Darsteller und Fans der RTL2-Serie "Villa Germania – Forever Young" gilt).

Kothny focht ab sofort für Thailand

Wiradech "Willi" Kothny trat offiziell zum Thailändischen Fechtverband über. Nach langen Behördengängen erfolgte der entscheidende Schritt am ersten Mai. "Willi" Kothny war der seinerzeit erfolgreichste deutsche Säbelfechter: Sechsmal holte er den deutschen Meistertitel, dreimal wurde er internationaler thailändischer Meister, zweimal holte er den Weltmeistertitel bei den Junioren, einmal wurde er Europameister , und schließlich holte er in Sidney zweimal Bronze für Deutschland. Die Weichen für einen sperrfreien Wechsel hatte der gebürtige Thailänder durch die Heirat seiner thailändischen Freundin gestellt. Denn wer durch Heirat eine neue Nationalität erwarb, konnte ohne Sperre sofort für ein neues Land starten. •

Denksportaufgabe der Redaktion

Die damalige Redaktion gab der Leserschaft eine Denksportaufgabe: Pattayas Polizeichef entsendet seine Leute zu allen Ampelanlagen, um Rotfahrer mit 200 Baht zur Kasse zu bitten. Im Schnitt fahren bei jeder Ampelschaltung mindestens vier Motorisierte bei Rot über die Kreuzung. Frage: Wie viele Verkehrssünder werden ertappt? Wie viel Bußgeld kassiert die Polizei in einem Monat? Es dürfte reichen, den städtischen Haushalt zu sanieren und allen Uniformierten einen stattlichen Bonus zu gewähren.

"Effe" eröffnete Schule für Akha-Kinder

Bildung und Fußball statt Drogen: In einem kleinen Dorf in Nordthailand eröffnete Ex-Fußballer Stefan Effenberg eine Schule für 80 Kinder des Akha-Bergstammes. Das Projekt wurde von "Effe" und weiteren namhaften deutschen Fußballspielern und Förderern finanziert. Acht Lehrer unterrichteten die Kinder fortan in "Effe’s Home".

• Deutsche stellten Opium her

In der Nähe zu einem Dorf des Hmong-Bergvolkes an der burmesischen Grenze hatten zwei Deutsche Marihuana angebaut und Opium produziert. Die Polizei verhaftete die beiden 39 und 41 Jahre alten Männer sowie eine 35-jährige Thai und beschlagnahmten 15 Marihuana-Pflanzen, drei Kilogramm getrocknetes Marihuana, 380 Gramm Rohopium und eine auf deutsch verfasste Anleitung zum Anbau von Marihuana. Die beiden Brüder aus dem Landkreis Günzburg waren der deutschen Polizei hinlänglich als heroinsüchtig bekannt.

Die Mädchen spielen nicht mit

Die in 2002 vom Staat verordnete Sozialversicherungskarte stieß in den Bier- und A-Go-Go-Bars der Touristenstädte an ihre Grenzen. "Die Mädchen spielen einfach nicht mit", berichtete ein Barbesitzer dem FARANG. Denn bisher mussten die Entertainmentbetriebe keine offiziellen Namenslisten führen. Mit der Einführung der neuen Sozialversicherung befürchteten die Damen des horizontalen Gewerbes, dass sie durch die Registrierung und Aufführung ihres Namens auf der Liste mit den Namen aller Beschäftigten und dem Gehalt für ihr künftiges Leben als Prostituierte abgestempelt werden. Denn jede Dienststelle, Polizei oder Gesundheitsbehörde könnte die Namensliste einsehen. Ein weiteres Problem der Amüsierbetriebe: das ständige Kommen und Gehen des Personals. "Einige Mädchen bleiben nur Tage, andere sind nach wenigen Wochen wieder verschwunden. Wie sollen wir sie da für die Versicherung anmelden?", fragte ein Barbesitzer.•

"Pate" sprach sich für Kasinos aus

Der damalige Bürgermeister von Saen Suk, Somchai Khunpluem, besser bekannt als der "Pate von Chonburi", verkündete auf einer Veranstaltung im Dezember, dass Pattaya ein Kasino erhalten werde. "Die Entscheidung für Pattaya sei längst gefallen", so Khun Somchai. Er verriet den Kasino-Masterplan für die Touristenmetropole: Das Glücksspielhaus werde rund 20 Milliarden Baht kosten und von Investoren aus Singapur, Australien und Hongkong finanziert. In den ersten drei bis fünf Jahren werde das Kasino im Ambassador City Hotel an der Sukhumvit Road nahe Sattahip eingerichtet. Das 5.000 Zimmer umfassende Hotel solle pro Tag eine Million Baht bekommen, müsse dafür aber die Hälfte aller Zimmer für Spieler reservieren (Somchai "Kamnan Poh" Khunpluem wurde nach fast siebenjähriger Flucht von der Polizei am 30. Januar 2013 von einem Spezialkommando verhaftet. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, dass er auf einer Hochzeitsfeier einen politischen Rivalen ermorden und ein Naturschutzgebiet in eine Müllkippe umfunktionieren ließ).

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