«Da hat kein Mensch mehr Zugriff drauf» - Roboter kicken bei WM

Foto: epa/Abedin Taherkenareh
Foto: epa/Abedin Taherkenareh

LEIPZIG (dpa) - Ende Juni beginnt in Leipzig der RoboCup. Intelligente Roboter spielen dann Fußball um den WM-Titel. Sie sollen es einmal mit menschlichen Fußballprofis aufnehmen können.

Für den RoboCup in Leipzig sieht Hannes Hinerasky ganz optimistisch schwarz-weiß. Denn bei der Weltmeisterschaft der intelligenten Roboter werden die Teams erstmals einem so gefärbten Ball hinterherjagen - statt wie bisher einem roten. «Durch den neuen Ball ändert sich alles», sagt Hinerasky.

Die Fußballmaschinen seines Teams der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig seien bestens auf schwarz-weiß vorbereitet. «Ich bin guter Dinge, dass wir dieses Jahr auf den ersten drei Plätzen landen werden.»

Der RoboCup wird vom 30. Juni bis zum 3. Juli auf dem Leipziger Messegelände veranstaltet. Erst zum zweiten Mal findet diese Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Sie ist nach Angaben der Veranstalter der führende internationale Roboter-Wettbewerb. In mehr als 20 Ligen treten die Maschinen dabei gegeneinander an: Es gibt Rettungsroboter, Roboter für den Haushalt und Industrie-Roboter. Im Mittelpunkt des Interesses dürften allerdings die Fußballer stehen.

Die Studenten und Nachwuchswissenschaftler der HTWK Leipzig mischen seit 2009 auf dem grünen Feld mit. Rund 20 junge Männer und Frauen versuchen, den Robotern Fußballsachverstand beizubringen. «Wir sind die Coaches», erklärt Teammitglied Florian Mewes. «Der Roboter kommt zu uns wie ein Baby. Wir bringen ihm alles bei: Wie er läuft, wie er rennt, wie er Tore erkennt.» Die Software, die die Roboter zu Fußballern macht, stamme zu 100 Prozent vom HTWK-Team. Auf dem Feld seien die «Naos» genannten Maschinen dann vollkommen autonom. «Da hat kein Mensch mehr Zugriff drauf.»

Professor Klaus Bastian betreut das «Nao»-Team der HTWK. In einem Erdgeschossraum in der Hochschule feilen die Informatiker an der Teamstrategie. Die Roboter können mit eingebauten Kameras sehen, auf dem Fußballfeld kommunizieren sie über WLAN miteinander. Bastian legt Wert darauf, dass die Arbeit von den Studenten gemacht wird. «Es soll nicht so sein, dass der Professor die Roboter programmiert. Das ist ein Studentenwettbewerb.»

Hinter dem RoboCup steckt eine ehrgeizige Idee: 2050 sollen die Roboter so fit sein, dass sie den dann amtierenden Fußballweltmeister schlagen können. Hannes Hinerasky hält das für realistisch, Professor Bastian ist zurückhaltender. Vielleicht, sagt er, sei das gar kein erstrebenswertes, sondern nur ein pfiffig formuliertes Ziel.

Die schärfsten Konkurrenten der Leipziger beim RoboCup kommen aus Deutschland. Bremen lande fast immer ganz vorn, sagt Bastian. Das Team des Deutschen Forschungsinstituts für künstliche Intelligenz und der Universität Bremen sei so etwas wie das Bayern München der Roboter-Fußballer. «Die haben ganz andere Möglichkeiten. Wenn wir die spielen sehen, sind wir immer ganz begeistert, was die können.»

Der Professor ist anders als seine Studenten auch nicht ganz so optimistisch für die WM. Er hat weniger schwarz-weiß vor Augen als einen neuen Kunstrasen und die schwierigen Lichtverhältnisse in der Messehalle. Bis zum RoboCup sei deswegen noch einiges zu tun. Bastian: «Wir machen das jetzt so wie Jogi Löw: Trainingslager, Pressesperre, Konzentration auf das Wesentliche.»

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