Chaos Computer Club warnt vor Ausweitung der Videoüberwachung

Archivbild: epa/Britta Pedersen
Archivbild: epa/Britta Pedersen

HAMBURG (dpa) - Nach dem Terroranschlag in Berlin hat der Chaos Computer Club (CCC) vor einer Ausweitung der Videoüberwachung auf Straßen und Plätze gewarnt. Das Ergebnis wäre ein großes vernetztes System, das eine Vollüberwachung aller Menschen in der Öffentlichkeit ermöglichen würde, sagte CCC-Sprecher Linus Neumann am Dienstag am Rande des 33. Chaos Communication Congress in Hamburg. In England sei diese Entwicklung mit der Verbindung einzelner Geräte schon jetzt erkennbar. «Dann wäre die Vollüberwachung, die wir im Internet schon haben, auch in der Öffentlichkeit Realität.»

Der CCC hatte seinen Hackerkongress - den größten dieser Art in Europa - mit einem Aufruf zum gemeinsamen Vorgehen gegen Hass und Ignoranz eröffnet. Die Bloggerin Anna Biselli forderte die 12.000 Teilnehmer dazu auf, sich zu vernetzen und gemeinsam für eine bessere Welt einzutreten. Man könne sich nicht «unter einer gemütlichen Decke verstecken», sagte sie. Die Freiheiten der Menschen würden zunehmend eingeschränkt, kritisierte sie. «Versucht das nächste Jahr zu einem besseren zu machen.»

Zu einem schnellen gemeinsamen Handeln rief auch CCC-Sprecher Neumann in Sachen Videoüberwachung auf. Bei einer vernetzten Vollüberwachung könnten Behörden in Verbindung mit neuer Software zur Gesichtserkennung erfassen, wer sich wann an welchem Ort aufhalte und mit wem getroffen habe. «Das ist nicht das, was wir in einer Demokratie wollen», sagte er. «Wenn wir das einmal haben, gibt es kein Entkommen mehr - deswegen müssen wir es bekämpfen, bevor es entsteht.»

Die Veranstalter hatten auch Whistleblower Cian Westmoreland nach Hamburg eingeladen, der deutliche Kritik an der Bundesregierung übte. Nach Ansicht des ehemaligen Technikers der US-Luftwaffe trägt Berlin eine Mitverantwortung für die umstrittenen Drohnenangriffe der USA. Datensammlung und -übermittlung für diese Angriffe hätten ihr Zentrum auf dem pfälzischen US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein und damit auf deutschem Boden. Damit sei die deutsche Regierung «mitschuldig an allem, was wir tun».

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Johann Riedlberger 28.12.16 14:48
sinnlose Videoüberwachung
Diese hi-tec überwachung ist mit methoden aus dem Mittelalter auszutriksen. Wer sich nicht erkennen lassen will ist in einer Burka gut geschützt.
Oliver Rudolph 28.12.16 14:48
Transparent
Jeder läuft schon wie ein offenes Buch herum .Also wo ist das Problem mehr cameras zu installieren? In meinen Augen, fördert das die Sicherheit.