Côte d'Azur: Rauchschwaden und geräumte Campingplätze

Foto: epa/Dominique Leriche
Foto: epa/Dominique Leriche

HYÈRES (dpa) - An der französischen Mittelmeerküste brennt es seit Tagen. Tausende Bewohner und Urlauber werden in Sicherheit gebracht. Unter ihnen sind auch Angehörige des europäischen Hochadels.

Notquartier in einer Sporthalle statt Wohnwagen auf dem Campingplatz oder Ferienhaus: Ein riesiger Waldbrand macht ein Ferienparadies an der sonnenüberfluteten Côte d'Azur zum Alptraum. Die Behörden ließen im idyllischen Ort Bormes-les-Mimosas an der Küste zwischen Hyères und dem mondänen Badeort St. Tropez Häuser und Campingplätze räumen. Etwa 10.000 Menschen mussten laut örtlicher Präfektur in Notquartieren wie einer Sporthalle oder einer Segelschule übernachten. Manche zogen an den Strand oder blieben in ihrem Auto. Wann die Entwarnung kommen wird, blieb am Mittwoch unklar.

Der Bürgermeister des Touristenortes, François Arizzi, berichtet, dass die Flammen sich in der Nacht rasch näherten. «Alle hatten Angst wegen der Geschwindigkeit des Feuers.» Die Campingplätze und Ferienhäuser seien in Ruhe und ohne Panik geräumt worden, erzählt er im Nachrichtensender Franceinfo. Aus seinem Fenster blickt er auf verbrannten Wald, der früher so prächtig war. Es werde Jahrzehnte dauern, bis alles wieder so sei wie früher, resümiert Arizzi.

Die Region ist ein beliebtes Feriengebiet. Betroffen war auch der Ort La Londes-les-Maures, wo Fotos einen abgebrannten Supermarkt zeigten, sowie die Orte La Croix-Valmer und Artigues.

Die in Cabasson östlich von Hyères urlaubende großherzogliche Familie Luxemburgs musste von Feuerwehrleuten in Sicherheit gebracht worden. Dabei waren Großherzog Henri (62), dessen Frau Maria Teresa (61), Alt-Großherzog Jean (96) sowie mehrere Kinder und Verwandte.

Im gesamten Département Var wurden in den vergangenen Tagen etwa 30 Quadratkilometer Wald und Vegetation zerstört. Franceinfo berichtete, insgesamt seien im Südosten des Landes sowie auf Korsika bereits 50 Quadratkilometer Land abgebrannt - das entspricht fast der Größe des Starnberger Sees in Bayern (58 Quadratkilometer).

Der Flughafen von Toulon musste zwischendurch geschlossen werden, konnte aber dann den Betrieb wieder aufnehmen. Hunderte Feuerwehrleute waren pausenlos im Einsatz, immer wieder waren Löschflugzeuge über den Flammen und schweren Rauschwaden zu sehen. Einige Rettungskräfte erlitten Verletzungen. Ursache für die Brände sollen die anhaltende Trockenheit und der heiße Mistral-Wind sein.

Die Regierung will angesichts des Chaos in der international bekannten Touristenregion nicht abseits stehen. Staatspräsident Emmanuel Macron versicherte den Menschen seine Solidarität. Regierungschef Edouard Philippe kündigte einen Besuch im Krisengebiet an.

Auch in Teilen Portugals kämpften Tausende Feuerwehrleute weiter gegen heftige Feuerfronten. Mehrere Dörfer mussten evakuiert werden. Erst im vergangenen Monat waren bei verheerenden Bränden 64 Menschen ums Leben gekommen. In der vergangenen Woche hatte das Parlament in Lissabon angesichts der Tragödie entschieden, eine im Frühjahr eingeleitete Forstreform zu beschleunigen und den Anbau der leicht entzündlichen Eukalyptusbäume künftig zu reduzieren.

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