Blogger nimmt Regierungschef vor Gericht ins Kreuzverhör

Foto: epa/Wallace Woon
Foto: epa/Wallace Woon

SINGAPUR: Regierungschef Lee Hsien Loong hat sich vor Gericht dem Kreuzverhör eines Bloggers unterziehen müssen.

Er hatte Roy Ngerng (34) wegen Diffamierung verklagt und gewonnen. Am Mittwoch ging es vor Gericht um die Höhe der Entschädigung. Weil Ngerng keinen Anwalt hatte, befragte er den Regierungschef persönlich. Er zeigte sich dabei devot, entschuldigte sich und versuchte mit seinen Fragen zu zeigen, dass er den Regierungschef nicht wirklich beleidigt habe. Die Anhörung sollte drei Tage dauern.

Es ging um einen Blogeintrag, der nach Meinung Lees nahelegte, dass er Gelder in einem staatlichen Pensionsfonds veruntreut haben sollte. Ngerng wies dies zurück, bot nach dem Schuldspruch aber 10.000 Singapur-Dollar (6.700 Euro) als Entschädigung an. «Das war kein ernstes Angebot», meinte Lee.

Lee und seine Vorgänger, darunter sein vor kurzem gestorbener Vater Lee Kuan Yew, haben Singapur stets mit harter Hand regiert. Sie verklagten immer wieder Kritiker wegen Beleidigung und gewannen stets vor Gericht. Mancher Beklagter musste wegen sechsstelliger Entschädigungssummen Insolvenz anmelden.

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