Blatter gegen Videobeweis bei WM

Foto: epa/Ennio Leanza
Foto: epa/Ennio Leanza

BERLIN (dpa) - Der frühere FIFA-Präsident Joseph Blatter hat sich gegen die Nutzung des besonders in Deutschland umstrittenen Videobeweises bei der Fußball-WM in diesem Sommer ausgesprochen. «Man kann die WM doch nicht als Versuchskaninchen für einen solch schwerwiegenden Eingriff ins Spielgeschehen benutzen», sagte Blatter in einem Interview der «Sport Bild» (Mittwoch).

In seiner Amtszeit als Chef des Fußball-Weltverbandes von 1998 bis 2015 hatte der Schweizer technische Neuerungen stets kritisch gesehen und unter anderem die Nutzung der Torlinientechnik bei der WM 2014 erst nach massiven Schiedsrichterfehlern beim Turnier 2010 in Südafrika schließlich doch befürwortet.

«Es wäre falsch, den Videobeweis in Russland einzusetzen, dafür ist er zu unausgereift, viele Länder legen ihn noch unterschiedlich aus», sagte der wegen Ethikvergehen gesperrte Blatter.

Das Internationale Football Association Board (IFAB) entscheidet bei seiner Jahressitzung am 2. März über eine Nutzung des Videoreferees bei der kommenden WM. Mit einer wahrscheinlich bindenden Empfehlung des Gremiums wird schon nach dem Treffen der Funktionäre am 22. Januar gerechnet. Da FIFA-Präsident Gianni Infantino ein Befürworter des sogenannten Video Assistant Referees (VAR) ist, wird derzeit mit einer Nutzung der Technik bei der WM gerechnet.

Martin Glenn, Generalsekretär des englischen Fußballverbandes und in dieser Funktion IFAB-Mitglied, mahnte an, dass die Videoassistenten nicht zu oft ins Spiel eingreifen dürften und international einheitlich agieren müssten. In der Bundesliga hatte es in der derzeit laufenden Testphase massive Kritik an unterschiedlichen Auslegungen und auch Fehlern der VAR gegeben.

Der Videobeweis wurde bislang in 13 Ländern getestet, darunter der Bundesliga, der italienischen Serie A und der amerikanischen MLS sowie beim Confederations Cup und der Club-WM. In England kam er am Montagabend beim Pokalspiel zwischen Brighton und Crystal Palace (2:1) erstmals zum Einsatz, als der Referee nach Rücksprache mit dem VAR den späten Siegtreffer richtigerweise anerkannte.

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