Beweisaufnahme beendet: Plädoyers im NSU-Prozess beginnen in München

 Hauptangeklagte Beate Zschäpe. Foto: epa/Marc Mueller
Hauptangeklagte Beate Zschäpe. Foto: epa/Marc Mueller

MÜNCHEN (dpa) - Zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge, Dutzende Banküberfälle in Deutschland: Mehr als vier Jahre dauerte die Beweisaufnahme im Terrorverfahren gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer. Jetzt ist die Beweisaufnahme beendet.

Mehr als vier Jahre nach Beginn des NSU-Prozesses gegen mutmaßliche Rechtsterroristen sollen an diesem Mittwoch in München die Plädoyers in dem Mammutverfahren beginnen. Das gab das Oberlandesgericht in der bayerischen Landeshauptstadt am Dienstag bekannt.

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe steht als drittes und einzig überlebendes Mitglied des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU) wegen Mittäterschaft an zehn Morden und anderen Verbrechen seit Mai 2013 vor Gericht. Ihr droht eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Mit den beiden Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatte sie von 1998 bis 2011 fast 14 Jahre im Untergrund gelebt. Die beiden Männer sollen während dieser Zeit zehn Menschen ermordet haben, neun aus rassistischen Motiven. Sie sollen zudem zwei Sprengstoffanschläge mit vielen Verletzten verübt und Dutzende Banken überfallen haben.

Das Gericht hatte am Dienstag letzte Anträge der Verteidigung abgelehnt. Dazu gehörte die Forderung nach einem neuen psychiatrischen Gutachten über den Zustand Zschäpes. Am Nachmittag erklärte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl die Beweisaufnahme in dem Mammutprozess für beendet.

Als erste Partei soll die Bundesanwaltschaft vor dem Gericht ihr Plädoyer ablegen. Bundesanwalt Herbert Diemer hatte mitgeteilt, er sei dafür vorbereitet: «Wir können morgen beginnen.» Das Plädoyer der Anklage werde schätzungsweise 22 Stunden dauern. Bis zum Beginn der Sommerpause solle die Bundesanwaltschaft ihre Schlussvorträge beenden, sagte Götzl am Dienstag. Letzter Verhandlungstag ist der 1. August. Dann sind in Bayern Sommerferien.

Erst im September sollen dann die Plädoyers der anderen Prozessparteien folgen. Zunächst sind die Nebenkläger an der Reihe und zum Schluss die Angeklagten.

In den vergangenen Jahren hatte der Münchner Senat 815 Zeugen angehört und 42 Sachverständige befragt. Nach Schätzung des Gerichts kostete jeder der bisher 373 Verhandlungstage rund 150.000 Euro.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Hardy Kromarek Thanathorn 19.07.17 15:05
Das Urteil steht schon fest!!!
Typisch Buntland! Was soll das ganze überhaupt noch?!