Benedict Cumberbatch mutiert zu «Doctor Strange»

Foto: epa/Jerome Favre
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BERLIN (dpa) - Ein arroganter Chirurg sucht nach einem Unfall Heilung in Tibet und wird zum Magier. Frauenschwarm Benedict Cumberbatch spielt in dieser Comic-Verfilmung einen Magier - Operation gelungen.

Das Marvel-Universum der Superhelden scheint unerschöpflich zu sein. Immer neue Figuren aus der Comicwelt erobern weltweit die Leinwände, und vom flinken «Spider-Man» über den bullig-grünen «Hulk» bis zu den «X-Men» und dem winzigen »Ant-Man» entpuppen sich die meisten Marvel-Filme als veritable Blockbuster.

Jetzt kommt «Doctor Strange» als aufwendiges, atemloses Fantasy-Abenteuer in 3D und auf dem neuesten Stand der Special-Effects-Technik in die Kinos. Regisseur Scott Derrickson erzählt die haarsträubende, zuerst 1963 als Comic erschienene Geschichte eines genialen Neurochirurgen, der nach einem fatalen Autounfall seine Hände nicht mehr benutzen kann, in seiner Verzweiflung nach Tibet reist und dort bei einer mächtigen Zauberin in die Lehre geht. Strange wird zum Magier ausgebildet, der durch Raum und Zeit zu reisen lernt, und nichts weniger als die Welt vor einem Mega-Schurken retten muss. So richtig originell ist das nicht, aber für zwei Stunden Unterhaltung reicht es allemal.

Der britische Frauenschwarm Benedict Cumberbatch («Sherlock Holmes») spielt durchaus überzeugend und mit Anflügen von Humor diesen anfangs ebenso arroganten wie zynischen Mediziner, ein schnoddriger Halbgott in Weiß, der während seiner OPs Witze reißt und seine Lieblingssongs hört. Ein wenig überraschend war es schon, dass ausgerechnet ein europäischer Charakterdarsteller als Superheld ins Marvel-Universum vordringt.

Immerhin stand der attraktive Cumberbatch im letzten Jahr noch als «Hamlet» auf einer Londoner Theaterbühne. Für seine Rolle als Mathe-Genie in «The Imitation Game» war er schon für den Oscar nominiert, und zum Leidwesen seiner zahlreichen weiblichen Fans führte er vor einiger Zeit seine Freundin Sophie Hunter zum Traualtar. Und einen begehrten Verdienstorden von der Queen konnte der 1976 in London geborene Sohn eines Schauspielerehepaars auch schon einheimsen. Und jetzt ein Superheld in einer erzählerisch wenig komplexen Comicverfilmung? «Hamlet» im Popcornkino?

Benedict Cumberbatch als Dr. Stephen Strange hat einfach genug Charisma, um in dieser teils psychedelisch bunten Fantasy-Reise einen glaubhaften Part abzugeben. Aber der Rest des Ensembles ist auch nicht übel: Rachel McAdams spielt Stranges Kollegin Christine, die das Chirurgen-Genie anhimmelt, und dann doch zunächst von ihm verstoßen wird. Strange sucht nach seinem Autounfall Heilung in Tibet und geht bei «The Ancient One» in die Lehre. Tilda Swinton verkörpert diese geheimnisvolle, alterslos-androgyne Zauberin gewohnt souverän - eine Frau beseelt von Anmut und Würde. Die elegische Abschiedsszene zwischen ihr und dem inzwischen zum menschenfreundlichen Magier und Kämpfer gereiften Strange ist ein Highlight des Films.

Trotzdem gab es im Vorfeld reichlich Wirbel, weil eine weiße Europäerin eine Asiatin spielt. Kritiker mutmaßten, dass die Marvel-Produzenten den Anteil Tibets an der Geschichte unterschlagen hätten, um die chinesische Regierung nicht zu brüskieren. Blockbuster funktionieren nur global, und China ist ein wichtiger Markt für Hollywood.

Wie auch immer, Tilda Swinton überzeugt, ebenso wie Chiwetel Ejiofor als Gefährte von Strange. Auch Mads Mikkelsen als Bösewicht gibt eine erschreckend gute Figur ab, und für die wenigen komische Momente sorgt Benedict Wong als Kloster-Bibliothekar mit einer Schwäche für Popstar Beyoncé.

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