Behörden überdenken die Drogengesetze

Cannabis-Anbau unter staatlicher Aufsicht für medizinische Zwecke

In diesem selbstgebauten Labor produziert Marihuana-Aktivist Buntoon Niyamabha medizinische Cannabis-Präparate.  Foto: epa/Rungroj Yongrit
In diesem selbstgebauten Labor produziert Marihuana-Aktivist Buntoon Niyamabha medizinische Cannabis-Präparate. Foto: epa/Rungroj Yongrit

BANGKOK: Thailand hat die Weichen gestellt, um Cannabis und Cannabinoide als Arzneimittel einzusetzen. Gesetzgeber, Staatsbeamte, Gesundheitsexperten, Drogen- und Rauschgiftbekämpfungsbehörden sowie der National Farmers Council haben sich für die Entkriminalisierung weicher Drogen wie Marihuana ausgesprochen und wollen Plantagen unter staatlicher Aufsicht für den Anbau des grünen Krauts für Forschungszwecke und medizinischen Gebrauch legalisieren.

Die Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) hingegen lehnt die Idee bisher ab mit der Begründung, dass eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema notwendig sei. Nach geltendem thailändischen Recht ist Marihuana in Thailand illegal, sowohl der Konsum als auch Besitz. Für medizinische Zwecke hingegen, hat die Regierung kürzlich ein fünfjähriges Pilotprojekt zum kommerziellen Anbau von Hanf lanciert.

Bereits jetzt nutzen vereinzelte Praxen Cannabis als Medizin. In einer Spezialklinik in Bangkok bietet Dr. Somnuk Siripanthong medizinische Cannabis-Therapien an und behandelt Krebspatienten mit Cannabisölen, die inoffiziell vom thailändischen Marihuana-Guru und -Aktivisten Buntoon Niyamabha zertifiziert und produziert werden. Bei der Behandlung wird das Öl unter die Zunge des Patienten getröpfelt oder als Einlauf verabreicht.

Medizin aus illegalem Labor

Auch Buntons Verwandte selbst, die an Krebs leiden, konnte er davon überzeugen, Cannabisöle zur medizinischen Behandlung einzusetzen. Der Aktivist und ehemalige Polizist macht keinen Hehl daraus, gerne Marihuana zu rauchen und bildete sich online fort, wie er in seinem Haus ein Laboratorium mit selbstgebauten Geräten einrichten kann. Neben Cannabisöl zur Krebsbehandlung stellt er auch Balsam, Zahnpasta und Seife aus illegal importiertem Marihuana her, das er in einem Nachbarland gekauft hat. Bei der Herstellung kocht er Marihuana, trocknet es und vermischt es mit ätherischen Ölen.

Das Cannabisöl wird bei der Therapie unter die Zunge getröpfelt.
Das Cannabisöl wird bei der Therapie unter die Zunge getröpfelt. Foto: epa/Rungroj Yongrit

In seinem Haus in Bangkok erzählte er der european pressphoto agency (epa), dass er jeden Monat über 100 Flaschen des schmerzlindernden Öls herstellt und an Krebspatienten und Familien mit Kindern, die an Epilepsie-Traumata leiden, spendet. Um ihre Beschwerden zu lindern, bedürfen sie dringend medizinischer Behandlung, jedoch fehlen ihnen die finanziellen Mittel, um die Kosten dafür zu stemmen, so Buntoon.

Ein Patient der Cannabis-Therapie ist Wichan Thongsawas, 87, der an Hautkrebs leidet. Er tröpfelt das Cannabisöl unter seine Zunge und verwendet es zusätzlich auch als Hautlotion, um die Schmerzen zu lindern und den Krebs zu bekämpfen. Wichan folgend, sei die Cannabis-Therapie bei Patienten wirksam, die noch keine Chemotherapie erhalten haben und deren Krebserkrankungen bis ins vierte Stadium fortgeschritten ist.

Internationale Forscher haben herausgefunden, dass Cannabis-Präparate verwendet werden können, um Schmerzen zu lindern und die Symptome verschiedener Krankheiten zu behandeln. Auch Ärzte und medizinische Experten auf der ganzen Welt haben die Wirksamkeit von Cannabis für medizinische Zwecke längst erkannt und behandeln mit den Naturpräparaten verschiedene Krebsarten, Parkinson, Epilepsie, Muskelschwäche, Multiple Sklerose, Diabetes und weitere Krankheiten.

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