Behörden bitten Trump um Klärung: Was passierte in Schweden?

Der frühere schwedische Außenminister Carl Bildt stellt Fragen. Foto: epa/Valda Kalnina
Der frühere schwedische Außenminister Carl Bildt stellt Fragen. Foto: epa/Valda Kalnina

WASHINGTON/STOCKHOLM (dpa) - Nach dem Hinweis von Donald Trump auf einen angeblichen Vorfall in Schweden hat die schwedische Botschaft in Washington den US-Präsidenten um eine Erklärung gebeten. Das sagte die Sprecherin des schwedischen Außenministeriums, Catarina Axelsson, der Deutschen Presse-Agentur. Der US-Präsident hatte in einer Rede am Samstag gesagt: «Schaut Euch an, was in Deutschland passiert, schaut Euch an, was gestern Abend in Schweden passiert ist!» und hatte dann Anschlagsziele wie Brüssel, Nizza und Paris aufgezählt.

«Wir freuen uns darauf, die US-Regierung über die schwedische Einwanderungs- und Integrationspolitik zu informieren», schrieb die schwedische Botschaft in der Nacht zum Montag ergänzend auf Twitter.

Die Äußerungen Trumps waren auf einer Kundgebung in Florida gefallen, bei der er unter Hinweis auf die kürzlich vor Gerichten gescheiterten Einreiseverbote für Bürger mehrerer islamischer Länder sagte, die USA müssten gesichert werden. Dabei verwies er auf den angeblichen Vorfall in Schweden.

Sein Statement habe sich «auf eine Geschichte hinsichtlich von Einwanderern & Schweden» bezogen, die auf Fox News ausgestrahlt worden sei, schrieb Trump zur Erklärung am Sonntag auf Twitter. Um welche Sendung es sich genau gehandelt habe, sagte er nicht.

In der Freitagsausgabe von «Tucker Carlson Tonight» gab es bei Fox News ein Interview, in dem sich der Dokumtarfilmemacher Ami Horowitz zu Problemen mit Einwanderung in Schweden äußerte. In einer Dokumentation hatte er berichtet, Schweden erlebe seit seiner Aufnahme von Hunderttausenden Einwanderern in den vergangenen Jahren eine Welle von Gewaltverbrechen.

Experten in Schweden sehen Horowitz' These als haltlos. Die in dem Fox-News-Clip gemachten Behauptungen seien Falschnachrichten, sagte der Terrorismusforscher Magnus Ranstorp von der Swedish Defence University bei Twitter.

In Schweden war die Erwähnung des Landes in einer Reihe mit Terrorzielen mit Erstaunen und Humor aufgenommen worden. Unter dem Hashtag #LastNightInSweden tauschten sich Twitternutzer munter darüber aus, was am Freitag in Schweden alles passierte («Ikea-Schrank falsch aufgebaut», «Bier getrunken, eingeschlafen»). Auch der frühere schwedische Außenminister Carl Bildt fragte dort mit Blick auf Trump: «Schweden? Terrorangriff? Was hat er geraucht?»

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