Baselworld schrumpft - und weist Aussteller ab

Foto: epa/Georgios Kefalas
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BASEL (dpa) - Nur drei Prozent der Uhren weltweit werden in der Schweiz produziert. Die Hersteller in der Eidgenossenschaft können allerdings damit mehr als die Hälfte der Erlöse auf sich ziehen. Allerdings schrumpfen die Uhrenexporte schon seit über eineinhalb Jahren am Stück.

Die Konjunktur-Probleme der Uhrenindustrie schlagen auf die weltgrößte Branchenmesse Baselworld durch. Die Zahl der Aussteller fiel binnen eines Jahres von 1.500 auf 1.300, wie Baselworld-Chefin Sylvie Ritter vor Beginn der Ausstellung am Mittwoch sagte. Einige Unternehmen seien in dem schwierigen Markt nicht zurückgekehrt, sagte Ritter.

Zugleich ließ sie offen, auf wie viele frühere Teilnehmer genau das zutrifft: Denn auch die Veranstalter selber hätten Aussteller abgewiesen, die «nicht zum Konzept der Messe passten und nicht die Kriterien der Baselworld erfüllten». Sie betonte mit Nachdruck: «Das war unsere Entscheidung.» Ritter wollte auch auf Anfrage nicht sagen, um welche Kriterien es dabei geht. Die Baselworld, die am Donnerstag offiziell öffnet, solle stärker auf Qualität statt Quantität ausgerichtet werden, erklärte sie.

Bereits seit Herbst war bekannt, dass die Luxus-Sparte der Timex-Gruppe mit Uhren-Marken wie Versace oder Salvatore Ferragamo der diesjährigen Baselworld fernbleiben wird. Die Messe lohne sich für das Unternehmen nicht genug, sagte damals Spartenchef Paolo Marai dem Magazin «Forbes». Der Vorsitzende des Ausstellergremiums der Baselworld, Eric Bertrand, konterte am Mittwoch mit einer Spitze: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten schwächelten als erste die Marken, für die Uhren nur ein Mode-Accessoire wie Sonnenbrillen seien. Die Smartwatches meine er damit nicht, stellte Betrand klar. Am Donnerstag gibt es - ungewöhnlich für die Baselworld - eine Pressekonferenz von Samsung, eines neuen Rivalen der etablierten Uhrenhersteller.

Die Baselworld hatte nach einer Erneuerung der Messe-Anlage die Preise für die Aussteller erhöht. Danach wechselten einige Marken wie Ulysse Nardin zur Konkurrenzmesse SIHH nach Genf, die früher nur ein Event für Marken der Richemont-Gruppe war. In diesem Jahr fehlt in Basel auch eine etablierte Marke wie Bremont.

Den Herstellern klassischer Uhren machen unter anderem eine zurückgegangene Nachfrage im wichtigen Markt China und die neue Konkurrenz durch Computer-Uhren zu schaffen. Viele Marken reagieren dieses Jahr mit eigenen vernetzten Uhren. Die Exporterlöse der Schweizer Uhrenindustrie waren 2016 um fast zehn Prozent gesunken. Mit 19,4 Milliarden Franken (18 Mrd Euro) fielen die Einnahmen auf den Stand von 2011 zurück. Und auch dieses Jahr begann mit einem ähnlichen Rückgang von rund zehn Prozent im Januar.

«Wenn man sich nur die Zahlen anschaut, kann man schon Angst bekommen», sagte Ritter. Sie sei aber zuversichtlich angesichts der Innovationen in der Branche.

Die Schweizer Uhrenindustrie hatte sich auch von einem drastischen Exporteinbruch um mehr als 22 Prozent auf gut 13 Milliarden Franken im Jahr 2009 als Folge der Finanzkrise in den USA erholt. Mit 25,4 Millionen Uhren stellte die Schweizer Branche nur rund drei Prozent der globalen Produktion. Aber dank der teuren Modelle landete bei ihr 60 Prozent der weltweiten Erlöse der Branche. Rund die Hälfte der Exporte Schweizer Hersteller geht nach Asien, mit einem Schwerpunkt auf China und Hongkong. Die Exporte nach Europa machen rund ein Drittel aus.

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