Backstage mit Schweizer Nikolaus und deutschen Engeln

Adventszeit mit Nikolaus, Christstollen und Weihnachtsliedern eingeläutet

Der Weihnachtsmann wohnt am Nordpol, und der historische Nikolaus stammt aus dem türkischen Myra. Bangkoks ökumenischer Nikolaus kommt vom schweizerischen Aletzschgletscher.
Der Weihnachtsmann wohnt am Nordpol, und der historische Nikolaus stammt aus dem türkischen Myra. Bangkoks ökumenischer Nikolaus kommt vom schweizerischen Aletzschgletscher.

BANGKOK: In guter Tradition läuteten die deutschen Christen in Bangkok auch in diesem Jahr die Adventszeit mit dem Nikolaus ein. 65 Erwachsene und 55 Kinder sind an diesem superschwülen Samstag vor dem 1. Advent in den Garten des katholischen Pfarrhauses von Jörg Dunsbach in der Sukhumvit Soi 20 gekommen. Natürlich war die Feier traditionell eine ökumenische, mit den protestantischen Pfarrern Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer.

Gott sei Dank hat es kurz vor Beginn des Festes aufgehört zu regnen. Bevor es richtig losgeht singt Raphael Ayrle, begleitet von Siegfried Thom an der Heimorgel, Weihnachtslieder. Die Stimme des 11-Jährigen ist grandios. Immerhin ist Raphael Mitglied des berühmten Tölzer Knabenchors, den er in seinem Expatleben in Bangkok sehr vermisst. „Ich singe sehr gerne“, sagt Raphael und fügt hinzu: „Ich übe hier mehrmals die Woche alleine, und ein paar Mal im Jahr kommt mein Sologesangslehrer her.“

Süßigkeiten und Geschichte

Mit Liedern wie „Macht hoch die Tür“ zaubern Raphael Ayrle und Siegfried Thom Adventsstimmung in den schwülen Tag.
Mit Liedern wie „Macht hoch die Tür“ zaubern Raphael Ayrle und Siegfried Thom Adventsstimmung in den schwülen Tag.

Dann geht es los. Zwischen Adventskranz und Weihnachtsbaum erzählt Pfarrerin Helmer über den Nikolaus, den richtigen, den Bischof von Myra. „Warum ist dieser Mann, der vor über 1.500 Jahren lebte, noch heute wichtig für uns?“, fragt Helmer die Kinder. Ein kleines Mädchen antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Weil er uns Süßigkeiten bringt.“ Wenn die Theologin ob dieser Antwort verzweifelt oder sich fragt, was im Religionsunterricht ihres Mannes und vom Kollegen Dunsbach falsch gelaufen ist, so lässt sie sich das nicht anmerken. Ruhig erzählt sie die Geschichte vom Nikolaus, betont, dass er vielen Menschen selbstlos geholfen hat und deshalb noch heute ein Vorbild ist.

Unterdessen macht sich im Wohnzimmer des Pfarrhauses der Nikolaus zurecht, der aus Kindersicht vermutlich der einzig wahre ist, eben weil er Süßigkeiten bringt. Seine beiden „Engel“ Rita Humberg und Christiane Bangchairee helfen ihm ins Kostüm, rücken die Mitra auf seinem Kopf gerade. Dann ist Probesitzen auf dem weihnachtlich geschmückten Thron angesagt. Als der Nikolaus einen deftigen Nikolauswitz erzählt, lachen die beiden Engel so glockenhell und ausgiebig auf, dass Pfarrer Dunsbach reinschaut und zur Ruhe gemahnt.

Herrnhuter Weihnachtsstern, Palmen und Gartenfest – so kann man auch in den Advent feiern.
Herrnhuter Weihnachtsstern, Palmen und Gartenfest – so kann man auch in den Advent feiern.

Im richtigen Leben heißt der Nikolaus Albin Ruffner und ist ein ehemaliger Lehrer der Schweizer Schule. Für seine Nikolausrolle lässt er sich eigens einen Bart wachsen. „Das dauert etwa zwei Monate“, erzählt der Schweizer, der den Nikolaus seit etwa 12 Jahren gibt. „Mir macht das Spaß. Ich habe ja viele Auftritte, in der Schule etwa und bei der Swiss Society.“

Christstollen und Gruppenfoto

Inzwischen ist Helmer mit ihrer von vielen Bildern begleiteten Nikolauserzählung durch, und das Plätzchen- und Christstollenbuffet eröffnet. Dann endlich kommt der Nikolaus mit seinen Engeln. Die Kinderaugen glänzen. „Ich bin froh, dass ich wieder hier bin. Hier ist es schön warm. Bei uns in der Schweiz ist es sehr kalt“, erzählt er. Zum Beweis hält der Nikolaus ein großes Bild von ihm mit dem Aletzschgletscher im Hintergrund hoch. Die Kinder staunen, die Eltern feixen. Noch schnell ein Gruppenfoto, bevor die Kinder mit roten Säckchen mit Äpfeln, Apfelsinen, Gummibärchen, Lutscher und Weihnachtsgebäck beschenkt werden.

Mit Einbruch der Dämmerung ist das Fest vorbei. Die Kinder müssen ins Bett, und die vielen Helfer, ohne die der Nikolaus in der Stadt der Engel nicht möglich gewesen wäre, freuen sich auf ein kühles Bier.

Quelle: Fotos: ml

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