Auftakt der Bieterschlacht um Rhinozeros-Horn in Südafrika

Foto: epa/Kim Ludbrook
Foto: epa/Kim Ludbrook

JOHANNESBURG (dpa) - Bei einer Auktion in Südafrika prallen zwei gegensätzliche Welten aufeinander. Der weltgrößte Nashorn-Züchter sagt, er sichere das Überleben der Dickhäuter durch den Verkauf ihres Hornes. Tierschützer dagegen glauben das genaue Gegenteil und reagieren mit Empörung.

Erstmals seit Jahren werden in Südafrika wieder legal Rhinozeros-Hörner zum Kauf angeboten. Eine international umstrittene, dreitägige Online-Auktion von 264 Hörnern begann nach vorangegangenem, langen Rechtsstreit am Mittwoch in Pretoria.

Die Hörner gehören einem der weltgrößten privaten Rhinozeros-Züchter und sind nur für den heimischen Markt bestimmt. John Hume will mit dem Erlös die Kosten für Hege und Pflege der ihm gehörenden rund 1.500 Dickhäuter decken und sagt, dass er mit dem Angebot die Nachfrage zumindest teilweise befriedigen und somit das Überleben der Dickhäuter sichern könne. Seine Logik: Wenn es Horn privat aufgezogener Tiere gibt, denen es zum Selbstschutz abgeschnitten wurde, dann wird weniger gewildert.

Seit rund fünf Jahren liegt die Zahl der gewilderten Dickhäuter Tierschützern zufolge über der 1.000er-Marke - auch in diesem Jahr wird das befürchtet. Allein in den ersten sieben Monaten wurden in Südafrika bereits 529 Rhinozerosse wegen ihrer Hörner getötet, 2016 waren es 1.054. In den Nationalparks herrscht regelrechter Krieg ums Horn. Erst am Freitag gab es im Krüger-Nationalpark einen Toten, als dort Ranger einen mutmaßlichen Wilderer erschossen. Vier andere Verdächtige entgingen ihnen in der Nähe des Flusses Sabie.

Tierschützer sehen die Auktion dagegen in einem völlig anderen Licht. «Der Verkauf von Nashorn ist gegen alle Regeln der Vernunft und absolut verantwortungslos», wetterte am Mittwoch Daniela Freyer von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife zum Start der Auktion. Denn der internationale Handel ist nach wie vor streng verboten - doch welchen Sinn macht das Horn in Südafrika, wenn es in China und Vietnam begehrter als Gold ist? Sie weist zudem darauf hin, dass die Homepage für die Auktion neben Englisch auch eine Version in Chinesisch und Vietnamesisch bietet und vermutet, dass der Schmuggel aus dem Kap-Staat billigend in Kauf genommen wird.

«Die Nachfrage nach Horn in China, Vietnam und anderen asiatischen Ländern ist so groß, dass es rein rechnerisch gar nicht möglich wäre, genug Horn zu produzieren», sagt Freyer, die Züchter Hume der Profitgier verdächtigt und meint: «Solche Aktionen heizen die Nachfrage und damit die Wilderei sogar noch weiter an.»

Am Montag wird nach Angaben von Züchter-Anwalt Izhak du Toit das Ergebnis der dreitägigen Versteigerung verkündet werden. Obwohl er keine konkreten Angaben zur Zahl der Bieter machen wollte, sind nach südafrikanischen Medienberichten «mehrere tausend» Interessenten registriert. Der Züchter bietet immerhin eine halbe Tonne der ihm gehörenden sechs Tonnen Horn.

Es ist die erste legale Auktion solcher Hörner seit einem 2009 erlassenen Bann des heimischen Handels mit Rhinozeros-Horn in Südafrika. Auf Antrag des Züchters hatte das Verfassungsgericht im April diesen Handel zugelassen. International ist der Handel mit dem Horn der vom Aussterben bedrohten Tiere allerdings bereits seit rund vier Jahrzehnten verboten - auch wenn der Schwarzmarkt weiter floriert. Denn das Horn der Tiere gilt in Asien als Potenz- und Heilmittel und macht es damit wertvoll, obwohl sein medizinischer Nutzen unbewiesen ist. Auf 50.000 Euro wird der Schwarzmarktpreis für ein Kilo Nashornpulver geschätzt. Das Horn besteht überwiegend aus Keratin - dem gleichen Stoff, der auch in menschlichen Haaren und Fingernägeln vorkommt.

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