Deutsche Touristen kurzzeitig verschwunden

ISLAMABAD (dpa) - Sieben deutsche Touristen verschwinden in der Nacht in einer der gefährlichsten Ecken Pakistans. Mehr als hundert Polizisten und Paramilitärs suchen stundenlang. «Uns geht es gut, alles prima», sagt am Morgen einer der Reisenden. Was war passiert?

Sieben kurzzeitig verschwundene deutsche Touristen haben in der Nacht in der unruhigen südpakistanischen Provinz Baluchistan eine panische Suchaktion ausgelöst. Baluchistan ist die größte, ärmste und unruhigste Provinz Pakistans. Dort sind viele unterschiedliche Extremistengruppen aktiv, darunter die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Touristen sind selten und müssen die Provinz in Begleitung staatlicher Sicherheitskräfte durchqueren.

Die sechs Männer und eine Frau waren am Mittwochabend gegen 19.00 Uhr Ortszeit im Bolan-Bezirk verschwunden, wie in der Nacht ein Beamter der Stammespolizei, Sayed Mohibulla Agha, sagte. Sie seien auf dem Weg in die nordöstlich gelegene Provinz Punjab gewesen. Erst sechs Stunden später - gegen ein Uhr morgens - seien sie abseits ihrer Route in den Bergen wiedergefunden worden.

«Die haben da zu Abend gegessen und waren gar nicht panisch», sagte am Morgen ein weiterer Beamter der Stammespolizei, Bashir Ahmed Jamali. Die Provinzregierung und die Sicherheitskräfte dagegen seien sehr besorgt gewesen. «Die ganze Provinz war in Alarmbereitschaft», sagte Jamali. «Der Regierungschef und der Innenminister haben mit der Polizei gesprochen und wollten regelmäßige Updates haben.»

Der Provinzregierung steckte noch ein Skandal aus dem vergangenen Jahr in den Knochen: Mitte 2017 hatten Kämpfer des IS zwei in der Provinzhauptstadt lebende Chinesen entführt und getötet. Baluchistan ist ein Zentrum eines milliardenschweren Wirtschaftskorridors zwischen China und Pakistan namens CPEC, und die Regierung will den Eindruck vermeiden, sie habe die Lage nicht im Griff.

Am Donnerstagmorgen waren die sieben Touristen noch in einem Gästehaus der Regierung in der Stadt Sibi in Nord-Baluchistan. Der Deutschen Presse-Agentur sagte einer der Reisenden am Telefon, «uns geht es gut, alles prima.» Sie seien eine private Reisegruppe aus mehreren Bundesländern - aus welchen wollte er nicht sagen. «Wir warten jetzt nur auf die Erlaubnis, weiterzureisen und kriegen einen super Service hier», sagte der Mann. Der Stammespolizeibeamte Jamali sagte allerdings, erstmal seien Ermittler aus der Provinzhauptstadt Quetta auf dem Weg, um mit den Touristen zu sprechen.

Wie es dazu kam, dass die Deutschen allein in den Bergen landeten, blieb weiter unklar. Es habe wohl «ein kleines Problem» gegeben mit der Eskorte, sagte der deutsche Tourist am Telefon. In der Nacht hatte ein Polizist gesagt, die Deutschen hätten ihre Eskorte absichtlich abgehängt. Am Morgen hieß es, möglicherweise habe es einfach ein Missverständnis gegeben. Die Touristen seien zu schnell vorausgefahren und hätten sich dann verfahren. «Aber sie hatten extremes Glück, dass nichts passiert ist», sagte der Polizist Jamali. «Die Gegend ist verseucht mit Extremisten.»

An der Suche hatten sich nach offiziellen Angaben mehr als hundert Mann von drei Sicherheitsagenturen beteiligt: die Stammespolizei, das paramilitärische Grenz-Corps und die Polizei.

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