Facettenreiche Umweltsünden in Thailand lassen die Leier vom verlorenen Paradies als reichlich abgedroschen erscheinen, doch im Fall von Koh Kood dringt sie noch einmal und besonders schmerzhaft ins Bewusstsein. Erstaunlich spät ist Thailands letzter Inselschatz entdeckt und zur Erschließung frei gegeben worden. Die Entwicklung der (touristischen) Infrastruktur geschieht zulasten der Natur und Authentizität, beschert den Urlaubern aber natürlich auch viele neue, attraktive Möglichkeiten. Volker Klinkmüller – Autor der populären Thailand-Reiseführer aus der Stefan Loose-Edition – hat die Veränderungen auf der viertgrößten Insel des Königreichs recherchiert.

Unverbaute Strände ohne Ende… Bereits in Ausgabe Nr. 01/2012 berichtete DER FARANG mit einer Titel-Geschichte über die unglaubliche Reise von Koh Kood.

Nachrichten wie diese dringen allenfalls unter vorgehaltener Hand an die Öffentlichkeit. Denn was sich da so alles an Prominenz im hohen Norden Koh Koods bzw. dem bestens abgeschirmten Luxusresort "Soneva Kiri" tummelt, legt größten Wert auf inkognito. Derartiges erscheint natürlich als frommer Wunsch, wenn es sich dabei zum Beispiel um Angelina Jolie und Brad Pitt handelt, die hier letztes Jahr mit allen sechs Kindern urlaubten – und sich augenscheinlich pudelwohl gefühlt haben... Auch Jennifer Lopez soll Koh Kood schon ihre Aufwartung gemacht, David Beckham sich hier sogar ein Grundstück zugelegt haben. Angesichts solch illustrer Indiskretionen scheint Thailands viertgrößte Insel zum Paradies für internationale Promis zu avancieren.

Die Reize von Koh Kood sind immerhin auch schon über die Leinwände deutscher Kinos geflimmert, diente die entlegene Insel vor der Küste Kambodschas doch als Kulisse in der

Ein Sonnenuntergang als famoses Spiel der Farben.

Komödie "Türkisch für Anfänger" – eine Spielfilm-Adaption der enorm beliebten, gleichnamigen TV-Serie. Denn schließlich war es dieses Eiland, auf dem die Hauptdarsteller – darunter Josefine Preuß, Anna Stieblich und Pegah Feryonials – als Passagiere einer Bruchlandung gestrandet waren, sich im Sand fetzten oder unter Wasserfällen liebten.

Noch lockt die Insel als ideales Ziel für Natururlaub. Nun ja, Notlandungen im Meer sind vielleicht schon bald nicht mehr nötig, verstärken sich doch die Gerüchte, nach denen ein Flughafen in das Herz der Insel implantiert werden soll. Weitere Gefahren drohen dem Inselparadies durch ein Stromkabel vom Festland oder gar die Anbindung mit Autofähren… Endgültig dann jedenfalls dürfte die Insel das gleiche Schicksal erleiden wie die nächstgrößten, schon seit Jahrzehnten boomenden Schwestern Phuket, Koh Chang und Koh Samui.

Noch lockt die Insel als ideales Ziel für Natururlaub.

Der Reiz von Koh Kood besteht unter anderem in den rund ein Dutzend Hauptstränden, die sich alle entlang der Westküste erstrecken. Meist halbmondförmig geschwungen, weitgehend ursprünglich begrünt und malerisch von Lagunen gesäumt, führen sie flach in das glasklare Meerwasser. Im Inneren der von Bergen und Dschungel durchzogenen Bilderbuchinsel faszinieren drei größere Wasserfälle und imposante Urwaldriesen mit Avatar-Ambiente, die hier "Makka Trees" genannt werden. Erfreulich naturnah und deshalb mit erhöhtem Wohlfühl-Charakter präsentieren sich auch die meisten Unterkünfte: In den Strandresorts zum Beispiel verleiten weitläufige Palmenwiesen schon beim Einchecken dazu, umgehend wie dauerhaft die Schuhe abzustreifen, in den heimeligen Homestay-Resorts sind es behagliche Böden aus Edelholz.• • •

Illustre Infos

Vom Fährhafen Laem Sok bis zum nördlichen Inselort Ao Salad sind es etwa 60 Kilometer Seeweg, vom südlichen Fischerdorf Ao Yai bis nach Hat Lek nur 12. Die Fläche der Insel bedeckt 130 Quadratkilometer, die Zahl der Bewohner beträgt etwa 2.000. Die Gäste können mit 2 verschiedenen Fährunternehmen auf die Insel gelangen und zwischen 55 Hotels wählen, davon etwa die Hälfte mit weniger als 10 Zimmern (ab 250 Baht) und 3, die nur über den Wasserweg erreichbar sind. Bisher gibt es keinen klimatisierten Supermarkt, keine Bank und keinen ATM sowie lediglich 40 Kilometer Straße, die – entweder als etwa 1,5-spurige Beton- oder staubig-schlammige Schotterpiste – über die Insel führen. Der Fuhrpark der Insel setzt sich aus rund 50 Fahrzeugen zusammen, bis auf die 5 Gelände-Limousinen der beiden besten Hotels ausschließlich Pick-ups. Etwa 90 Prozent der Insulaner sprechen sich gegen die Anbindung mit Autofähren aus. Unbekannt hingegen ist die Prozentzahl der Urlauber, die nach Koh Kood zurückkehren, aber sie ist vergleichsweise hoch…...