Auch das gibt es: Der Baum für Lebensmüde…

Cerbera odollam gleicht dem Oleander, hat sehr attraktive Früchte, ist aber giftig

Die Früchte des Selbstmord-Baumes sehen aus wie Mangos, doch ist äußerste Vorsicht am Platz. Fotos: hf
Die Früchte des Selbstmord-Baumes sehen aus wie Mangos, doch ist äußerste Vorsicht am Platz. Fotos: hf

Als meine Schwester vor einigen Jahren im Rabbit Resort am Jomtien-Strand Ferien machte, fielen mir bei einem Besuch Bäume mit äußerst attraktiven Früchten auf. Und ich gestehe es: Ich habe meine damals halbwüchsigen Neffen animiert, im Schutz der Dunkelheit eine dieser Früchte zu klauen.

Der Kanonenkugel-Baum bringt ganz fantastische Blüten hervor.
Der Kanonenkugel-Baum bringt ganz fantastische Blüten hervor...

Wahrscheinlich handelt es sich um „den Fluch der bösen Tat“, doch aus diesem einen, riesigen Samen ist nichts geworden. Wahrscheinlich hätte ich ihn ganz an der Oberfläche, nur halb in der Erde pflanzen sollen, was bei etlichen Pflanzen der Fall ist: Buddelt man sie zu tief ein, verfaulen sie.

Brasilianische Para-Nuss-Samen

Kürzlich haben wir einige der letzten Olivenbäumchen an einen Pflanzenfreund in Bangkok ausgeliefert. Als Treffpunkt haben wir einen Tempel in der Nähe des Don-MueangFlughafens ausgemacht. Dort sah ich einen ganz wunderbaren Kanonenkugel-Baum voller Blüten. Da sehen meine vier derartigen Bäume im Discovery Garden Pattaya dagegen noch ganz jämmerlich aus. Oder positiv formuliert, sie haben noch Raum nach oben.

Von diesem Pflanzenfreund in Bangkok habe ich einen Cola-Nuss-Baum erhalten: Ja, daraus stammte früher das Koffein der Cola-Getränke. Und ich bekam auch einen Nussbaum, dessen Früchte einen Seifen-Ersatz liefern: Bin gespannt, wie lange das geht…

...und ist eine wahre Augenweide.
...und ist eine wahre Augenweide.

Und ich habe von dem Pflanzenfreund ein paar Paranüsse im Tausch mit anderem bekommen. Vor gut fünf Jahren hatte ich diese wohlschme­ckende Nuss im AmazonasGebiet gefunden und mit nach Pattaya genommen. Obwohl die Keimzeit ein bis zwei Jahre betragen kann, ist bei mir rein gar nichts passiert. Vermutlich habe ich diese Nüsse zu tief eingegraben. Diesmal versuche ich es anders, lasse sie halb aus der Erde herausschauen wie die Avocado-Kerne und die Samen der Schraubenpalme. Vielleicht klappt es so jetzt.

Ein Gift, das zu Herzstillstand führt

Doch zurück zur Cerbera odollam, diesem attraktiven Fruchtbaum mit den kleinen weißen Blüten. Als es mit dem Samen nichts wurde, habe ich auf dem Pflanzenmarkt mehrere derartige Bäume gekauft und gepflanzt. Und jetzt, viele Jahre später, trägt der erste Baum die allererste Frucht. Das ist der Anlass, mich mit diesem Gewächs zu befassen, das auch unter dem Namen „Selbstmord-Baum“ bekannt ist.

Ganz hübsch ist die weiße Blüte des Selbstmord-Baumes, und man ahnt noch nichts von der fatalen Wirkung.
Ganz hübsch ist die weiße Blüte des Selbstmord-Baumes, und man ahnt noch nichts von der fatalen Wirkung.

Der Kern dieser an Mangos erinnernden Frucht ist nämlich sehr, sehr giftig. Und wenn in Indien ein hochverschuldeter, landloser Bauer und seine ganze Familie keinen Ausweg mehr aus der sozialen Misere sieht und Selbstmord begeht, dann häufig mit dieser Frucht. Das darin enthaltene Gift führt rasch zu tödlichem Herzstillstand. Wer durch Indien reist kann in den dortigen Zeitungen fast jeden Tag von solch tragischen Suiziden lesen, denen ganze Familien zum Opfer fallen.

Und umgekehrt ist der Baum auch bei potentiellen Mördern sehr beliebt. Da das Gift kaum nachweisbar ist, werden damit immer wieder Feinde um die Ecke gebracht.

Er gedeiht übrigens auch bestens auf sandigen, ja sogar salzigen Böden, und wer nichts Böses vorhat, kann sich in aller Unschuld ganz einfach an seinem interessanten Aussehen erfreuen.

Aber eben, aufgepasst!

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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Erich Hohl 06.03.16 18:11
Grüezi
Wunderbare Geschichte! In der Schweiz haben wir nochmals richtig Schnee bekommen... Soviel zum Frühlingsanfang. Beste Grüsse und gutes Gelingen mit der Saat... Erich