Athen und Moskau wollen Kooperation ausbauen - Putin pilgert

Der russische Präsident Wladimir Putin (R) küsst einen griechisch-orthodoxen Priester bei seinem Besuch in dem Berg Athos, Nordgriechenland. Foto: Nikos Arvanitidis, epa
Der russische Präsident Wladimir Putin (R) küsst einen griechisch-orthodoxen Priester bei seinem Besuch in dem Berg Athos, Nordgriechenland. Foto: Nikos Arvanitidis, epa

ATHEN (dpa) - Die Staatschefs der G7 saßen noch in Japan zusammen, da reiste Putin nach Athen. Die griechische Finanzkrise wird Putin nicht lösen. Der Herr des Kremls hat wirtschaftliche Pläne - und ist auf Pilgertour.

Am zweiten Tag seiner Griechenlandreise ist der russische Präsident Wladimir Putin am Samstag zur Mönchsrepublik Berg Athos gepilgert. Diese autonome Mönchsrepublik gilt als Hochburg des orthodoxen Christentums. Am Vortag hatten Putin und der griechische Regierungschef Alexis Tsipras vereinbart, die Beziehungen beiden Staaten auszubauen.

Im Hauptort der Mönchsrepublik Karyes fand eine kurze feierliche Messe statt, wie das griechische Fernsehen (ERT) berichtete. An den Feierlichkeiten nahmen auch der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos und der russische Patriarch Kirill an der Spitze einer Delegation Dutzender Geistlicher der russisch-orthodoxen Kirche teil. Zudem stand der Besuch des überwiegend von Russen bewohnten Klosters Agios Panteleimon auf dem Berg Athos auf Putins Programm.

Dieses Jahr wird die tausendjährige Präsenz russischer Mönche auf dem Berg Athos gefeiert. In den Archiven der Mönchsrepublik werde der erste russische Abt eines Klosters im Jahr 1016 erwähnt, hieß es in einer Erklärung des Vorstandes der Mönchsrepublik (Archives de l' Athos, Actes de Lavra I).

Am Freitagabend hatten Putin und Tsipras erklärt, Moskau und Athen wollten trotz zahlreicher Schwierigkeiten ihre Kooperation ausbauen. Putin sagte, Russland habe die Pläne für den Bau einer Gasleitung durch das Schwarze Meer nach Griechenland und weiter nach Italien nicht aufgegeben. Der Bau einer solchen Leitung über die Türkei war wegen russisch-türkischer Streitigkeiten gescheitert. Russland wartet nach Putins Worten nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch die türkische Luftabwehr im syrisch-türkischen Grenzgebiet im November 2015 weiter auf Erklärungen Ankaras. «Diese haben wir noch nicht bekommen», sagte Putin.

Der Kremlchef deutete jedoch seine Bereitschaft zu Gesprächen mit der Türkei an. «Wir wollen auch die Beziehungen wieder aufnehmen», sagte Putin der Agentur Interfax zufolge. «Es waren nicht wir, die sie zerstört haben.»

In Europa sei die Stationierung amerikanischer Luftabwehrraketen in Rumänien «keine gute Entwicklung», sagte Putin weiter. Es werde Gegenmaßnahmen geben.

Russische Firmen haben Interesse am Kauf griechischer Staatsunternehmen, die im Zuge des mit der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds vereinbarten Kreditprogramms privatisiert werden sollen. Putin nannte die Eisenbahnen und den Hafen von Thessaloniki. Nach seinen Worten wollen viele Russen nach Griechenland reisen: «Eine Million Russen werden dieses Jahr (in Griechenland) erwartet», sagte Putin.

Russland und Griechenland verbindet der christlich-orthodoxe Glauben. Mit seiner Pilgerreise zum Berg Athos setze Putin seine Politik fort, die Religion für seine Innenpolitik zu instrumentalisieren, hieß es aus Diplomatenkreisen in Athen. Auch Tsipras erhoffe aus seiner Öffnung zum Osten innenpolitischen Gewinn. Die engen Kontakte zu Russland stehen im Kontrast zu den von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim.

Die Rettung Griechenlands von der schweren Finanzkrise wird Russland nicht sein; das weiß man in Athen sehr gut. Tsipras machte es am Freitagabend klar: Griechenland habe tiefe Wurzeln in Europa, im Westen und in der Nato. Es zögere aber nicht, seine Beziehungen auch zum Osten Europas auszubauen.

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Jack N.Kurt Leupi 22.12.16 18:00
Tsipras oder EU
wer ist der Held? Ist die EU überhaupt noch glaubwürdig? Diese "Europäische Union" hat bald anarchistische Züge, d.h.Führung und Ordnung fehlt, es macht jeder Staat, was er will! In der EU werden Verträge nicht mehr eingehalten,das ist Fakt!Auf sowas können wir (CH)gerne verzichten !
Ingo Kerp 29.05.16 21:05
Tsipras der Held
das dachten die Griechen nach der erfolgreichen Wahl und mit Ihnen Tsipras selbst und sein Politclown Varoufakis. Sie wollten Europa und die EU verändern und landeten urplötzlich sehr unsanft auf dem Boden der politischen Realität. Von da wurde laviert. Einmal in Richtung Osten und dann wieder in Richtung Westen. Moskau, der Osten, erwies sich als Nullnummer, da war nichts zu holen. Also, wieder der Westen, der mit Tricksen und Täuschen zu Zahlungen genötigt wurde. Inzwischen wird es schwierig, etliche EU Staaten wollen kein Geld mehr in das griech. Faß ohne Boden werfen. Der IWF warnt vor weiterem Geld, das keiner wiedersehen wird. Was tun, weiter das Blaue vom Himmel versprechen was Reformen anbelangt? Geht schlecht, von den errechneten 50 Mrd. Einsparungen sind lediglich 2 Mrd. verwirklicht worden. Also, auf die Knie gehen und bei Mutti und Junker jammern, hat bisher immer geklappt. Ich bin sicher, das bei der nächsten, jüngeren Politriege in der EU man entweder einen radikalen Schuldenschnitt machen wird oder die GR aus der EU entläßt. Beides würde den Parteien EU und GR zugute kommen.