Asien als Vettels WM-Flop?

Mercedes verunsichert im Vergnügungspark

Sebastian Vettel. Foto: epa/Diego Azubel
Sebastian Vettel. Foto: epa/Diego Azubel

SUZUKA (dpa) - Jetzt gilt's! Sebastian Vettel muss mit Ferrari in Suzuka die Wende erzwingen. Sonst dürfte es wieder nichts mit der WM werden. Mercedes ist trotz verheißungsvoller Ausgangslage keineswegs entspannt. Lewis Hamilton befürchtet einen Gegenschlag in Rot.

Auf dem Formel-1-Jahrmarkt von Suzuka kann sich Sebastian Vettel Pleiten und Pannen nicht mehr erlauben. Der zuletzt von Motorenproblemen heimgesuchte Ferrari-Star muss in Japan die WM-Wende gegen Mercedes-Mann Lewis Hamilton erzwingen. Fünf Grand Prix vor dem Saisonende und bei 34 Punkten Rückstand auf den englischen Spitzenreiter rast Vettel die Zeit davon, die Asien-Tour droht für den Hessen zum WM-Flop zu werden. «Unser Tempo ist vielversprechend», versicherte der viermalige Weltmeister dennoch und beteuerte: «Ja», er könne Mercedes noch schlagen.

Immerhin dürfte Vettel von einer Startplatzstrafe nach dem skurrilen Crash mit Williams-Jüngling Lance Stroll auf der Auslaufrunde in Malaysia verschont bleiben. Der befürchtete Schaden am Getriebe hat sich dem Vernehmen nach nicht bestätigt, der regelwidrige Einbau eines neuen Ersatzteils wäre damit hinfällig. Und auch der Defekt eines Karbonschlauchs darf sich auf dem unweit des Vergnügungsparks Motopia gelegenen Suzuka Circuit nicht wiederholen.

Ferrari-Patron Sergio Marchionne hat ohnehin von den Hiobsbotschaften genug: Crash-Ausfälle von Vettel und Teamkollege Kimi Räikkönen in Singapur, Platz vier für Vettel nach einer furiosen Aufholjagd und ein Ausfall Räikkönens wegen eines defekten Motors in Malaysia. «Das ist kein großes Problem, wenn so etwas in unserer Fabrik vorkommt. Es ist aber echt mies, wenn man auf Rang zwei ist und dann nicht starten kann», zürnte Marchionne mit Blick auf den Fall Räikkönen.

Im Schatten des Riesenrads will Vettel am Sonntag (7.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) aber für seinen WM-Endspurt dringend nötige Kraft schöpfen. Viermal konnte der Heppenheimer schon auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs gewinnen. Zuletzt 2013, als er seinen letzten Titel holte. «Ich bin nicht zu sehr besorgt, wir müssen aber die Probleme in den Griff bekommen», meinte Vettel angesprochen auf die jüngsten Defizite bei Ferrari in Sachen Zuverlässigkeit.

Hamilton raste in Japan dreimal als Erster über die Ziellinie. 2007 in Fuji, 2014 und 2015 in Suzuka. Wie so viele Fahrer mag er diesen Wechsel enger Schikanen mit flüssigen Kurvenkombinationen und langen Vollgaspassagen. Wie so viele Fahrer missfallen ihm Mängel am eigenen Wagen. In Malaysia waren Red Bull und Ferrari deutlich schneller.

Hamilton und Mercedes treibt die Sorge um, dass die leidgeprüfte Scuderia das WM-Comeback schafft. «Vor uns liegt noch Arbeit, vor uns liegen noch Rennen und einige können wir mit Sicherheit auch gewinnen. Wir müssen aber weiter Gas geben», betonte Hamilton.

In dieser Saison erweist sich sein Silberpfeil immerhin als zuverlässig. Das ist ein Faustpfand im WM-Zweikampf. Der andere ist Hamilton selbst, der in Sepang Platz zwei hinter Sieger Max Verstappen im Red Bull sicherte. «Lewis hat in den zurückliegenden Wochen aus jeder Gelegenheit das Beste gemacht. Er war in einer fantastischen Form, ganz besonders seit der Sommerpause, und fährt derzeit mit einer perfekt ausgeglichenen Aggressivität», lobte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff seinen nachdenklichen Star.

Der Österreicher sieht Suzuka als wegweisende Bewährungsprobe. «Die zurückliegenden Wochen haben uns daran erinnert, dass frühere Erfolge mit den 2017er Autos und Reifen nicht viel bedeuten», sagte Wolff. 2016 siegte noch Nico Rosberg in Japan und wurde dann Weltmeister. So ein silbernes Szenario mit Hamilton würde Wolff gefallen.

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