HONGKONG (dpa) - Zweieinhalb Jahre nach der «Regenschirm-Revolte» für mehr Demokratie in Hongkong ist Anklage gegen neun Anführer erhoben worden. Ihnen wird Anstiftung oder Verschwörung zur Störung der öffentlichen Ordnung vorgeworfen, wie am Dienstag die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungsregion berichtete.
Nach ihrer Festnahme am Montagabend wurden die Aktivisten auf Kaution wieder freigelassen. Sie müssen sich am Donnerstag einer ersten Anhörung vor Gericht stellen. Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Die Anklagen wurden nur einen Tag nach der Auswahl von Pekings Wunschkandidatin Carrie Lam zur neuen Regierungschefin erhoben, was in Hongkong und international heftige Kritik auslöste. «Das Ziel der Pekinger Regierung ist es, alle demokratische Kräfte in Hongkong auszulöschen», sagte der Hongkonger Abgeordnete Nathan Law.
Mit dem Ruf nach mehr Demokratie hatte die «Regenschirm-Bewegung» 2014 Teile der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole wochenlang lahmgelegt. Es war die schwerste Krise seit der Rückgabe Hongkongs 1997, das nach dem Grundsatz «ein Land, zwei Systeme» unter chinesischer Souveränität autonom regiert wird.
Anklage wurde erhoben gegen die Gründer der Occupy-Bewegung, Chu Yiu-ming, Benny Tai, Chan Kin-man und Lee Wing-tat, die Abgeordneten Tanya Chan und Shiu Ka-chun sowie die früheren Mitglieder der Studentenvereinigung, Eason Chung Yiu-Wah, Tommy Cheung Sau-yin und das Mitglied der sozialdemokratischen Liga, Raphael Wong Ho-ming.