Der heutige Teil der FARANG-Isaan-Reise führt die Leser in die etwa 220.000 Einwohner große Stadt Udon Thani, eine der größten Ortschaften in den Weiten des thailändischen Nordostens und die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Isaan-Metropole liegt mit 60 Kilometern Entfernung relativ nah an der laotischen Grenze. Ein Grund dafür, dass viele Durchreisende auf der Route Richtung Indochina hier einen Zwischenstopp einlegen. Laut und lebendig geht es zu: Der Grenzhandel mit Laos beschert Udon Thani einen gewissen wirtschaftlichen Wohlstand und ist einer der Hauptgründe für das lebhafte, geschäftige Treiben in der City. Überall in der Stadt werden verschiedenste Waren angeboten, unter anderem Goldschmuck und jede Menge Kleidung. Doch trotz all des Trubels geht es in Udon Thani noch ursprünglich freundlich, ja fast familiär zu.
Die "Wiege der Menschheit"
Die Provinz wurde bereits 6.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung bewohnt. Auch die älteste Siedlung Thailands, Ban Chiang, liegt nur etwa 50 Kilometer östlich von Udon Thani, an der Straße nach Sakon Nakhon. In den 1970er Jahren fand man dort bei groß angelegten Ausgrabungen Waffen und Tonscherben, die mit elegant wirkenden Bändern bemalt wurden, so genannte Bandkeramik. Die Fundstücke beweisen, dass diese Stelle, auf der das heutige Dorf steht, von 3600 vor Christus bis 200 nach Christus besiedelt war, und dass die älteste Kultur Asiens, vielleicht sogar die "Wiege der Menschheit", in Thailand beheimatet ist. Neben einem hervorragenden Museum, das täglich von 8.30 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet ist, informiert eine überdachte Ausgrabungsstätte auf dem Gelände des Wat Po Sri Nai über die archäologischen Sensationen.
Die Stadt Udon Thani erfuhr, ähnlich wie die heutige Touristenmetropole Pattaya, eine rasche Entwicklung zu Zeiten des Vietnamkrieges, als Stützpunkt für die B-52-Bomberflotte der US Air Force. Auch heute noch erstreckt sich beiderseits des Highway 2, südlich der Stadt, ein riesiges Militärgelände, das bis zum Flughafen reicht, der 1976 den thailändischen Behörden übergeben wurde und nun als Luftdrehkreuz für Inlandsflüge dient.
Beim Rundgang durch die Stadt fällt eine Tatsache sofort ins Auge: Neben etlichen Amerikanern, die hier einst in militärischen oder diplomatischen Diensten standen, haben sich viele pensionierte Ausländer, nicht selten mit einer siamesischen Schönheit, in Udon Thani zur Ruhe gesetzt. Das wiederum erfreut die örtliche Gastronomie-Szene, die erfreulich vielfältig und dennoch günstig im Preis erscheint. Junge Rucksackreisende oder Touristen hingegen sucht man vergebens. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Stadt mit nur wenig touristischen Attraktionen aufwartet und somit für junge und vergnügungssüchtige Urlauber als unattraktiv erscheint.
Golf-Paradies
Doch der Schein trügt. Denn die Isaan-Metropole bietet vor allem für Golfer eine Vielzahl erstklassiger Golfplätze an. Vier 9-Loch-Plätze, Sir Thani Golf Forest, Udon Golf Club & Resort, Nong Samrong Golf Course und Lion Military sowie der Victory Park Golf & Country Club, ein 18-Loch-Golfplatz in der Nähe zu Nong Khai, locken nicht nur lokale Golfasse zu einem spannenden Match im Nordosten des Landes.
Der Park rings um den Nong- Pra-Jak-See dient Einwohnern und Residenten als stadteigenes Naherholungsgebiet und bietet ausgiebigen Platz zum Joggen, Fahrradfahren oder Faulenzen. Am Südufer befindet sich der durchaus für einen Besuch lohnende chinesische Tempel Sanjao Phuya. Das Udon Thani Provincial Museum (Tel.: 042-245.976) wurde im Kolonialstil der 1920er Jahre erbaut und gilt als prachtvollstes Bauwerk der Stadt. Es beherbergt zahlreiche lokale Kulturschätze. Zu erwähnen ist noch der weitläufige Night Market, der sich unmittelbar vor dem Bahnhof befindet. Hier wird sichergestellt, dass man stets mit ausreichend Pad Thai, Tom Yam Goong und scharfem Som Tam-Salat versorgt ist.
"Pattaya des Nordostens"Geht die Sonne unter, verwandelt sich das Stadtbild der ansonsten unscheinbaren Stadt: Zahlreiche Amüsier-Etablissements und halboffene Bierbars verleihen Udon Thani ein erotisches Ambiente. Ein Grund dafür, dass die Isaan-Metropole nicht selten auch als "Pattaya des Nordostens" bezeichnet wird. Vor einem Barcenter, auf einem Hocker, sitzt eine thailändische Schönheit namens Bell. "Hey, sexy man, where you go", fragt sie mit hauchender Stimme und fügt hinzu: "Do you want to play some Pool ?" Zwei Stunden und mehrere verlorene Runden Pool später beschließt der FARANG-Journalist, die Nachtruhe anzutreten und bedankt sich bei der siamesischen Mieze für den lustigen Abend.
Stammtisch bei Georg
Die Suche nach deutschsprachigen Residenten führte am nächsten Tag in Georg`s Bar und Restaurant. Schließlich treffen sich hier vormittags viele Schweizer zum Stammtisch und gemeinsamen Informationsaustausch. Georg selber sieht sich als im Isaan tätiger "Entwicklungshelfer" zur Förderung der Schweizer sowie bayerischen Kultur und Lebensart. Gast Benni genießt seit vier Jahren seinen verdienten Ruhestand in Udon Thani. Vorher lebte der 69-Jährige einige Zeit auf Koh Samui, jedoch wurde ihm die "Jetlag"-Insel zu teuer, woraufhin er beschloss, in den Isaan überzusiedeln. Sein 64-jähriger Kumpan Marcel schätzt vor allem das ruhige Leben im Nordosten des Königreiches. Der dritte im Bunde ist der ehemalige Sat-Großhändler Freddy, 62 Jahre, der den Tsunami im Dezember 2004 überlebte und nun seine Rente im "Tsunami-sicheren" Gebiet des Isaan verbringt. Er lobt die thailändische Lebensart und gesteht: "In die Schweiz würde ich höchstens mal zu einem Kurzurlaub zurückkehren".
Friends of Udon": Hilfe für junge Thailänder
Während der Recherche in Udon Thani wurde der FARANG-Journalist auf den Deutschen Thorsten Schütz aufmerksam. Der 38-jährige Krefelder ist seit einem unverschuldeten Autounfall in Australien im Jahr 2003 querschnittsgelähmt. Nach erfolgreicher Medizin und Physiotherapie verbrachte er vor vier Jahren erstmals einen Urlaub in Thailand. Es gefiel ihm jedoch so gut, dass er blieb und hier den Verein "Friends of Udon" gründete, mit dem er körperlich behinderten Kindern hilft. Inzwischen entstand sogar ein therapeutisches Zentrum in Eigenregie des engagierten Deutschen, das er komplett vom Schmerzensgeld, von seinem Unfall stammend, finanziert. Unterstützung erfährt Schütz auch von den deutschen Physiotherapeuten Stefan Niermann und Ard-Jan Brok, die erst im vergangenen Jahr ihren Urlaub opferten und 65 Kinder in und um Udon Thani behandelten, bis der Schweiß in Strömen floss. Weitere Infos zum Projekt sind der Webseite www.friendsofudon.com zu entnehmen oder können per E-Mail beim Therapeuten Stefan Niermann angefordert werden: stefan@arcor.de
Mojo`s Bar & Restaurant
Außerdem betreibt Schütz noch die bei Expats beliebte Bar Mojo`s, Prajak Road, dessen Einnahmen ebenfalls zu einem Teil mit in das Wohltätigkeitsprojekt miteinfließen. Das Mojo`s lockt nicht nur mit Billardtournieren oder einem immer sonntags stattfindenden Braten-Büffet. In den Räumlichkeiten finden darüber hinaus vereinzelte Kunstausstellungen mit Werken seiner körperlich behinderten, jungen Patienten statt. Zahlreiche Hostessen bemühen sich stets freundlich, doch unaufdringlich um das Wohl der Gäste. Weitere Infos auf der Webseite www.udonmap.com/mojos/ oder telefonisch unter 042-343.409.
Zu Besuch in Dieters deutscher Bäckerei
Seit elf Jahren lebt der gelernte Koch Dieter in Thailand und stellte für den privaten Verzehr schmackhafte Backwaren her. Das brachte ihn auf den Plan, eine eigene Bäckerei zu eröffnen. Seit über fünf Jahren ist seine deutsche Bäckerei Rauch Kate eine feste Institution in der deutschsprachigen Residentenszene Udon Thanis. Sein Angebot ist vielfältig und beinhaltet neben leckeren Backwaren edlen Rauchschinken, deftige Leberwurst und Sauerkraut sowie eine Vielzahl an deutscher Hausmannskost, die er unter anderem auch als Fertiggerichte an den Mann bringt. Besonders beliebt ist der original schwäbische Sauerbraten mit Spätzle. Anzumerken ist, dass Dieter zu jedem Gericht einen frischen Salat sowie Brot und Butter serviert. Er nennt das Komplettservice und fügt hinzu, "dass es sicherlich günstigere Restaurants gibt. Nur muss man bei diesen für diese zusätzlichen Schmankerls drauf bezahlen". Das Geheimnis seines Erfolges? Dieter verzichtet bei der Herstellung seiner Backwaren auf chemische Zusätze jeder Art und verarbeitet eine geheime Gewürzmischung für seine Speisen. Die Rezepte lieferte seine Oma. Schließlich weiß jeder: Bei Omi schmeckt es doch am besten! Die Bäckerei und FARANG-Verkaufsstelle befindet sich in der Adjunyaded Road. Weitere Infos, Tel.: 081-263.9011 oder per E-Mail: rauchkate@yahoo.com.
Deftige Schmankerl in Nobi`s Restaurant
Nobbi und seine Frau Ging sorgen dafür, dass auch in den Weiten des Isaan niemand auf deutsche Leckereien verzichten muss. Die Speisekarte des gemütlichen Restaurants beinhaltet kulinarische Klassiker wie Hering, eine Kartoffelsuppe wie bei Muttern, knackige Frankfurter und leckeres Kassler mit Sauerkraut. Doch bekannt ist der agile Deutsche für seine Wurst aus eigener Herstellung. Ob grobe Bratwurst nach Pfälzer Art, geräucherte Mettenden vom Schwein, Leberwurst mit Zwiebeln oder Blutwurst Boudin noir. Nobbi und Ging halten für jeden Geschmack einen Leckerbissen bereit. Seit 2003 produzieren sie Fleischwaren in Thailand. Dabei stammt das Schweinefleisch aus eigener Aufzucht, und die Futterzusammenstellung enthält einen hohen Mais- und Sojaanteil. Bei der Herstellung verzichtet der 50-Jährige bewusst auf chemische Zusätze jeder Art. Bei einem deftigen Essen darf natürlich ein kühles Blondes nicht fehlen. Ob Weiß-, Dunkel- oder Bockbier aus dem Hause Weihenstephan, erfrischendes Veltins, spritziges Fürstenberg Pilsener, Bitburger oder Köstritzer Schwarzbier aus Thüringen, Freunde des Gerstensaftes kommen hier auf ihre Kosten. Nobbi`s Restaurant befindet sich gegenüber dem Top Mansion in der Soi Samphan Mit. Infos und Kontakt, Tel.: 086-242.9990 oder per E-Mail: nobi@nobis-restaurant.com.
Leserkommentare
Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.