Ai Weiwei: Tod von Nobelpreisträger Liu Xiabao «rätselhaft»

Foto: epa/Filip Singer
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BUENOS AIRES (dpa) - Der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei (59) hat den Tod des Friedensnobelpreises Liu Xiaobo als «sehr rätselhaft» bezeichnet. Der vor drei Wochen verstorbene Bürgerrechtler sei ein friedlicher Mensch gewesen. «Seine Kritiken waren viel sanfter als meine, er war mein Freund, nach neun Jahren Haft wurde gesagt, er habe Krebs und plötzlich starb er», sagte Ai Weiwei am Dienstag bei der Vorstellung einer Ausstellung, die er am 18. November in Buenos Aires eröffnen will.

Liu sei auch nicht ausreichend im Westen verteidigt worden. «Kurz vor seinem Tod hat Airbus 140 Flugzeuge an China verkauft», sagte Ai Weiwei. Unter den undemokratischen Zuständen ist es einfach für die westlichen Unternehmen, Geschäfte mit China abzuschließen, wo es an Umwelt- und Menschenrechtsauflagen mangele.

Seine Kunstwerke suchten poetisch die innere Freiheit des Menschen zu fördern, erklärte Ai Weiwei. Dafür setze er darauf, bei möglichst vielen Menschen anzukommen. «Ein einzelner Mensch kann aber nicht allein eine Gesellschaft ändern, dafür muss die Gesellschaft bereit sein», erklärte er. In China sei der Einfluss der kommunistischen Regierung und deren Streitmächte so stark, dass ein Wechsel der sozialen und politischen Umstände nicht möglich erscheine.

Der Künstler, der am 1. September seinen Dokumentarfilm «Human Flow» über das Flüchtlingsdrama auf den Filmfestspielen von Venedig vorstellt, will im Museum der Proa-Stiftung in Buenos Aires eine Ausstellung mit Bezug auf die lateinamerikanische Kultur aufbauen. Anschließend will er in Chile und Brasilien ausstellen.

Ai Weiwei war wegen seines politischen Engagements in China wiederholt Repressalien ausgesetzt, wurde inhaftiert, stand unter Hausarrest und wird von den Behörden ständig überwacht.

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