Achtung, Songkran!

Ja, sauft nur zu, schüttet Wasser eimerweise über jeden, der euch zu nahe kommt, habt euren Spaß dabei, heute dürft ihr alles, was sonst nicht erlaubt ist. Spritzt aus Pistolen, Kanonen und Schläuchen, mixt Eiswürfel und Puder ins Wasser, heute gibt es kein Tabu. Und natürlich auch keine Rücksicht.

Das Motorrad, das da angebraust kommt, das muss man doch zum Kippen bringen können mit einer Pumpgun. Na bitte, es klappt doch. Der Fahrer bleibt liegen. Scheiße. Ist er tot? Noch nicht, aber bis ein Krankenwagen sich durch das Verkehrsgewühl und die ausgelassene Menge zur Unfallstelle durchgearbeitet hat, wird er wohl hin sein. Was solls? Jedes Jahr sterben Hunderte bei diesem Fest, das früher mal der Dankbarkeit gewidmet war, der Hochachtung der Jungen gegenüber den Altvorderen, in Demut ihren Segen erwartend zu Beginn des neuen Jahres. Was interessiert uns, was früher war? Wir sind zum Teil von weit her gekommen, um uns zu amüsieren. Wir wollen Jux und Tollerei, und wem es nicht passt, der soll zu Hause bleiben oder irgendwohin reisen, wo der Pfeffer wächst, wo die Clowns Trauer tragen und jede Lebensfreude dahinsiecht.

Ich bekenne: ich gehöre zu den Spielverderbern, zu den humorlosen Alten, die das gar nicht lustig finden, die keinen Spaß daran haben, wenn sie auf dem Weg ins Restaurant durchnässt werden, sich dort durch die Klimaanlage erkälten und dann mit Fieber eine Woche das Bett hüten müssen. Nein, das brauche ich nicht. Der Flug ist gebucht, der Fluch gebannt. Dem Wasserkrieg bin ich mit Glück entronnen. Songkran hat immerhin dazu geführt, dass ich jedes Jahr ein anderes Land kennen lerne, ein Land ohne Belästigungen, ohne rücksichtslose Banausen, die vor nichts und niemand Respekt haben, die sich anmaßen, meine Freiheit nach Gutdünken einschränken zu dürfen, weil niemand ihnen Einhalt gebietet. Sicher, es gibt in Thailand Auflagen und Verbote, aber es gibt niemand, der dafür sorgt, dass sie eingehalten werden. Was ursprünglich mal einen Tag dauern sollte, ist inzwischen zu einem Wochen-Spektakel ausgeartet. Wer glaubt, damit Scharen von Touristen anlocken zu können, der irrt gewaltig. Auf einen verrückten Farang kommen hundert andere, die sich während dieser Zeit aus dem Staub machen oder einigeln, in der Hoffnung dass diese Tage des Irrsinns vorübergehen.

Und sie gehen vorüber. Was bleibt, sind viele Tote und Verletzte, trauernde Angehörige, Witwen und Waisen. Und dann sind da noch diese durchgeknallten Wilden, die viel Spaß hatten, endlich einmal tun durften, was sonst verboten ist, und die nächstes Jahr wiederkommen werden zum feucht-fröhlichen Wasserfest in Pattaya.

Denn sie wissen ja nicht was sie tun. Und sie wissen ja nichts von der Thai-Kultur. Oft wissen sie nicht einmal, dass Songkran das alte siamesische Neujahrsfest ist. Ebenso wie in aller Welt beginnt man hier das neue Jahr mit vielen guten Vorsätzen, Plänen und Hoffnungen, mit den Ehrungen der Älteren und den Segnungen der Jüngeren. Wer diesen Kult heute noch erleben will, der muss sich in abseits gelegene Gebiete des Landes begeben, aber um die Wahrheit zu sagen, die neue Zeit hat auch dort schon Einzug gehalten. Wer hier den Wassermassen entkommen will, muss häufig eine Art „Maut“ zahlen an die Dorfkinder, die ein Seil über die Straße gespannt haben: Für ein paar Baht oder Süßigkeiten kann man sich freikaufen. Mehr oder weniger ist das ein harmloser Spaß und überhaupt nicht zu vergleichen mit dem, was in den Touristenzentren passiert. Aber es kommt, wie es kommt:

„The same procedere as last year.“

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Gerd Hoffner 04.06.14 09:32
...das ewige Gemecker ...
Typisch , der ,,Ausländer,, ist wieder am befriedigenden rummeckern , Sex ist nicht mehr angesagt weil man den Viagra`s nicht traut also lässt man seinen Unmut mal wieder an den Sitten des Landes aus. Das sich diese Tradition im laufe der Zeit geändert haben weis jeder genau so wie Ostern, Weihnachten, der europäische Sauftag auch bekannt als Vatertag usw.
Einfache Lösung : Bleibt über Songkran mit Euerm Hintern zu Hause , schliesst Euch ein und heult den Mülleimer voll aber lasst andere feiern so wie es wollen . Die Zeit bliebt nun mal nicht stehen im Gegensatz zum Verfasser der wohl noch immer auf die Gebrüder Whright wartet! ...ODER :
Koffer packen und den nächsten Bus zum Suvanabhumi nehmen oder besser bringen lassen . Dann sind alle Probleme, Befürchtungen, Warnungen und Zweifel nicht mehr nötig.
Im Heimatland meckert man über Ausländer, Immigranten, Asylanten und Ihre Sitten und Religion, sowie wenn Sie nur fordern und sich nicht anpassen wollen bzw. uns Ihre Lebensart aufzwingen wollen ...Hier , im Gastland Thailand sind viele nicht besser und immer vorne weg der Deutsche der alles verbessern und abändern muss . Packt die Koffer , Malle wartet schon auf Euch! In der Schinkenstraße könnt Ihr dann wieder 2 Std. am Bier rumhängen und über andere herziehen !
In diesem Sinne , Happy Songkran und Wasser marsch .Sawadde Khrub , G.Hoffner (D)
mee urs 09.04.14 12:42
Was kann man noch erwarten ?
Was kann man noch erwarten von einem Land, das einen x-mal zur Verhaftung Ausgeschriebenen in aller Oeffentlichkeit auftreten lässt ???