A400M-Desaster trifft Airbus schwer - Gewinn steigt trotzdem

Foto: epa/Hannah Mckay
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TOULOUSE (dpa) - Der Militärtransporter A400M hat Airbus bisher nur Ärger eingebrockt. Technische Probleme und Lieferverzögerungen sind teuer, und schlagen auch auf die Bilanz durch.

Das Triebwerks-Desaster beim Militärtransporter A400M kommt den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus teuer zu stehen. Nach monatelanger Prüfung verbuchte der europäische Boeing-Rivale zur Jahresmitte eine Sonderbelastung von einer Milliarde Euro und sattelte wegen Produktionsproblemen beim neuen Langstreckenjet A350 noch fast 400 Millionen Euro obendrauf. «Das Getriebe des A400M-Triebwerks bleibt herausfordernd», sagte Konzernchef Tom Enders am Mittwoch in Toulouse. Das laufende Geschäft hält der Manager aber für intakt - und hält an den Gewinnplänen für 2016 fest.

Sondergewinne in der Bilanz sorgten dafür, dass der Airbus-Gewinn trotz aller Probleme nicht einbrach, sondern in die Höhe sprang. Wegen des lukrativen Ausstiegs beim französischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Dassault und der Gründung eines Raumfahrt-Gemeinschaftsunternehmens mit dem Partner Safran blieben unter dem Strich knapp 1,4 Milliarden Euro übrig, fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.

Im laufenden Geschäft sah es durchwachsen aus. Weil Airbus weniger Flugzeuge auslieferte als geplant, ging der Umsatz um ein Prozent auf 16,6 Milliarden Euro zurück. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn sank um vier Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Auch das lag teilweise an Triebwerksproblemen. Inzwischen soll das Problem gelöst sein, laut Enders sind die ersten verbesserten Triebwerke eingetroffen. Die bereits vorproduzierten Flugzeuge sollen nun im zweiten Halbjahr ausgeliefert werden und dann in Umsatz und Gewinn einfließen.

Langsamer als gedacht geht es beim Großraumjet A350 voran. Airbus bangt um das Ziel, in diesem Jahr 50 Exemplare des Modells auszuliefern. Der Hersteller macht dafür Zulieferer verantwortlich, die für die Kabinenausstattung zuständig sind. Probleme gibt es etwa bei Sitzen und Toiletten.

Die Getriebeprobleme beim Militärflieger A400M dürften den Konzern noch einige Zeit beschäftigen. «Wir verstehen inzwischen viel besser, worin das Problem besteht», sagte Enders, nannte aber keinen Zeitpunkt für eine Lösung. Zuvor war ein erhöhter Materialverschleiß in den Getrieben der Turboprop-Triebwerke bekannt geworden. «Unsere Triebwerkspartner arbeiten intensiv daran», sagte Enders. Was die Kosten angeht, habe er keinen Zweifel daran, mit den Partnern zu einer Einigung kommen.

Die verbuchte Sonderbelastung von gut einer Milliarde Euro umfasst laut Enders eine ganze Reihe von Posten. So fordern Käuferstaaten wie Deutschland Schadenersatz für die Probleme und Verzögerungen, und neben dem Getriebe verlangen auch Risse am Rumpf der Maschinen eine Lösung. Die Bundeswehr hat nach jahrelangen Verzögerungen erst 3 von 53 bestellten Maschinen erhalten.

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