Adieu Palu - Ex-«Tatort»-Kommisar ist tot

Foto: dpa/Steffen Kugler
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Berlin (dpa) - Er war Max Palu und lange «Tatort»-Kommissar im Saarland. Aber Jochen Senf hatte noch viele andere Seiten. Nun ist er mit 76 gestorben.

Er kochte gerne, trank gerne Rotwein und nahm sein Rennrad mit ins Büro: Jochen Senf ging 17 Jahre lang als «Tatort»-Kommissar Max Palu im Saarland auf Verbrecherjagd. 18 Folgen drehte er in dem kleinen Bundesland an der Grenze zu Frankreich. Damit hat Senf einen Platz in der Fernsehgeschichte bekommen. Nun ist der Schauspieler im Alter von 76 Jahren in Berlin gestorben. Das bestätigte sein Bruder Gerhard am Sonntag.

«Salü Palu» hieß die erste Folge am 24. Januar 1988. Es ging um Mädchenhandel und Prostitution im Grenzgebiet. Der glatzköpfige Max Palu (gesprochen: Palü) war unter den ARD-Kommissaren eine echte Type.

Auch privat war Senf ein Gourmet und radelte gerne. «Ich spiele den Kommissar so, wie ich selbst bin», sagte er, als er mit 45 Jahren mit dem «Tatort» anfing. Palu war seine erste große Fernsehrolle. Vor den Dreharbeiten gestand er: «Ich weiß nicht mal, wie man eine Pistole hält.»

Jochen Senf war nicht nur der Kommissar, sondern hatte noch viele andere Seiten und Rollen. Er war Hörspieldramaturg, Krimiautor, gründete ein Kinder- und Jugendtheater, spielte Theater, führte Regie und war in Kinoproduktionen zu sehen, etwa 2015 in «Unser letzter Sommer». Senf engagierte sich für Terre des Femmes als Schirmherr einer Kampagne gegen häusliche Gewalt gegen Frauen.

Das Saarland war lange seine Heimat. Als Kind kam der gebürtige Frankfurter nach Saarbrücken. Sein Vater Paul war in den 50er Jahren parteiloser Minister im Landeskabinett von Johannes Hoffmann. In Saarbrücken studierte Senf Germanistik und Romanistik und besuchte die Schauspielschule.

Das Aus als «Tatort»-Kommissar kam 2005 - lange, bevor der große Hype und die Krimiflut im Fernsehen einsetzten. In seinem letzten «Tatort»-Film, dem «Rache-Engel», gab Palu damals seine Dienstschlüssel zurück. Der Abschied war nicht harmonisch. Daran erinnerte am Sonntag auch SR-Intendant Thomas Kleist: Der Sender und Senf seien nicht immer einer Meinung gewesen. «Und dennoch waren er und sein Max Palu prägende Figuren für den Saarländischen Rundfunk. Dafür sind wir beim SR sehr dankbar.»

Nach dem «Tatort» wurde es ruhiger um Senf, der zwei Kinder hinterlässt. «Heiraten ist für mich nicht wichtig, eine Ehe reicht. Der einzige Grund zum Heiraten sind Kinder», sagte er einmal der «Berliner Morgenpost». Die «Süddeutsche Zeitung» fand, im Umgang mit Menschen sei Senf wie sein Palu: «auf eine manchmal nicht unbedingt diplomatische Weise ehrlich, dafür zuverlässig, engagiert und kumpelig».

Einige Jahre war der Schauspieler mit Margret Lafontaine, der Ex-Frau des einstigen saarländischen Ministerpräsidenten, zusammen. Zuletzt lebte Senf in Berlin. Dort war er vor einigen Jahren in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen. Vor zwei Jahren besuchte ihn die «Bild»-Zeitung in einem Pflegeheim und zitierte ihn mit den Worten «Es geht mir scheiße». Über seine Krankheit wollte er damals nichts Genaueres verraten, doch das Laufen falle ihm schwer. Der SR berichtete am Sonntag von einem komplizierten Oberschenkelhalsbruch.

Der SR, Senfs langjähriger Heimatsender, würdigte Senf auch in einem Tweet: «Rotwein, Baguette und Fahrrad: 17 Jahre lang verkörperte Jochen Senf den "schrulligen" Tatort-Kommissar Max Palu. Au revoir!» Und Außenminister Heiko Maas (SPD), der sich bei Twitter selber als «Bundesaußenminister & Saarländer» beschreibt, twitterte am Sonntagnachmittag: «Adieu Palu.»

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