Martinstag

Von: Jörg Dunsbach
Beginn: Samstag, 11. November 2017 15:01 Uhr
Ende: Samstag, 11. November 2017 23:59 Uhr
Standort: D-A-CH
Tel.: 081 158 9812

Der Martinstag am 11. November (auch Sankt-Martins-Tag oder Martinsfest, in Altbayern, Thüringen und Österreich auch Martini) ist im Kirchenjahr das Fest des heiligen Martin von Tours. Das Datum des gebotenen Gedenktags im römischen Generalkalender, das sich auch in orthodoxen Heiligenkalendern, im evangelischen Namenkalender und dem anglikanischen Common Worship findet, ist von der Grablegung des heiligen Martin am 11. November 397 abgeleitet. Der Martinstag ist in Mitteleuropa von zahlreichen Bräuchen geprägt, darunter das Martinsgansessen, der Martinszug und das Martinssingen.

Martin war zu Hause bei den Eltern in der Stadt Tours. Das ist heute in Frankreich. Immer wieder sah er von weitem die Soldaten, die in den Burgen der Römer lebten. Schon als Junge träumte er davon, ein stolzer römischer Soldat zu werden. Wenn er groß war, dann wollte er mit einem Pferd und anderen Soldaten durch das Land ziehen und für den Kaiser kämpfen. Seine Eltern freuten sich darüber nicht besonders. Sie hatten natürlich Angst um ihren Sohn.

Als Martin dann groß war, wurde er Offizier in der römischen Armee. Vom Kaiser bekam er das Schwert und sein Pferd. Und natürlich den roten Mantel, der dem Kaiser gehört. Auch den darf er tragen. Martin war wirklich sehr, sehr stolz.

Beim Kaiser musste Martin schwören, dass er für ihn kämpfen wird. So wurde er ein Offizier der römischen Armee. Die Römer führten viele Kriege. Das war gefährlich. Im Krieg musste Martin für den Kaiser siegen. Mit dem Schwert sollte er die vielen Feinde töten.

Gleich danach zeigte er sich seinen Freunden. „Schaut mein scharfes Schwert! Und schaut mein schönes Pferd! Ich werde in den Krieg ziehen und die bösen Feide alle erschlagen!“, rief Martin seinen Freunden zu. Diese waren sehr glücklich und freuten sich mit Martin. „Seht doch, unser Martin! Was für ein starker Soldat er ist! Er wird im Krieg viele Siege feiern können.“

Nur seine Eltern hatten Angst. Sie machten sich sorgen. Im Krieg werden Menschen getötet. Deshalb war auch Martin in Gefahr. Seine Eltern waren nicht so glücklich wie Martins Freunde.

Auf dem Weg in den Krieg kommt Martin in die Stadt Amiens. Mittlerweile ist es Winter geworden. Es ist bitterkalt, und er freut sich schon, im nächsten Gasthof einzukehren. Dort ist es warm. Es gibt leckeres Essen und guten Wein für die Soldaten. Doch plötzlich sieht er im Schnee einen Mann. Es ist ein Bettler. Er wundert sich, wie dieser draußen in der Kälte überleben kann und will schon schnell vorbei reiten. Mit so jemanden gibt man sich nicht ab. Schon garnicht als berühmter Soldat.

Doch dann zügelt er sein Pferd, steigt herab und schaut sich den Armen genau an. Er ist neugierig. „Was treibst du hier in der Kälte?“, fragt er ihn voller Unverständnis. „Scher dich doch weg! Du hast hier nichts verloren!“

„Ach“, antwortet ihm da leise der arme Bettler. „Hab doch Mitleid mit mir. Ich habe kein Dach über dem Kopf. Ich habe alles verloren und niemand hilft mir. Geh du nur zu deinen Soldaten und freu dich am Leben. Ich habe schon alles verloren. Heute Nacht wird es so kalt, da werde ich nun selber sterben…“

Plötzlich packt Martin das Mitleid. Er kann fühlen, wie es dem armen Mann geht. Ohne zu zögern nimmt er sein Schwert und teilt den großen Mantel inzwei. So reicht er für beide. Denn ihm ist auch kalt. Er gibt den halben Mantel dem Bettler ohne Worte, schaut noch einmal auf ihn herab, schwingt sich auf sein Pferd und reitet in die dunkle Nacht hinein. Er hört noch nicht einmal, wie sich der Bettler mit Freudentränen bedankt für Martins Hilfe. Er hat ihm das Leben gerettet. Und Martin denkt plötzlich darüber nach, was Barmherzigkeit ist.

Noch in der Nacht begegnet er seinen Freunden. Die sind völlig außer sich und rufen entsetzt: „Du spinnst doch, Martin! Bist du verrückt geworden? Du siehst ja bescheuert aus mit deinem halben Mantel. Was hast Du denn angestellt? Weißt Du nicht, dass der Mantel der Armee gehört? Und jetzt hast du die Hälfte verloren? Damit hast du den Kaiser beleidigt!“

Martin schaut unter sich. Jetzt versteht er, was er gemacht hat. Das hätte er nicht tun dürfen. Denn der Mantel gehört ja eigentlich dem Kaiser.

Aber Martin tut es nicht leid. Er weiß, dass er das Richtige getan hat. Es war richtig, dem Bettler zu helfen. Soll doch der Kaiser und die Freunde denken, was sie wollen. Dem Bettler zu helfen war gut und richtig. Sonst wäre der arme Mann doch gestorben.

Nachts hat Martin einen Traum. Martin träumt sonst nicht so viel. Aber plötzlich sieht er ganz klar den Bettler vor sich. „Was machst du in meinem Traum?“, fragt Martin. „Schau genau hin!“ sagt der Bettler. „Schau genau hin, und du siehst, wer ich wirklich bin.“

Da erkennt Martin, wer der Bettler eigentlich war. Es ist Jesus. Er hat schon von ihm gehört, wie er den Menschen geholfen und vom Frieden unter den Menschen gesprochen hat.

„Dann bin ich eigentlich Dir begegnet, Jesus!?“ fragt Martin noch ganz ungläubig. „Ja“, sagt der Bettler, in dem Martin jetzt Jesus erkennt. „Denn alles was du einem Menschen tust, das hast du mir getan.“

Und mit diesen Worten wird Martin wach und fasst einen Entschluss.

Am nächsten Tag geht Martin zur Kirche. Dort ist der Bischof. Ihm erzählt er von seinem Traum. Er will kein Soldat mehr sein. Er will jetzt ein Freund von Jesus werden. Die Freunde von Jesus nennt man Christen.

Auch Martins Eltern sind dabei, und einige Freunde, die schon Christen sind. Sie freuen sich, dass Martin auch Christ und Freund von Jesus werden will.

Der Bischof macht ihn zu einem Christen. Das nennt man Taufe.

Jetzt freut sich Martin und will ein gutes Leben führen. Aber als Soldat geht das nicht. Deshalb fasst Martin noch einen sehr wichtigen Entschluss. „Das wird nicht einfach werden“, denkt er sich dabei.

Martin geht zum Kaiser. Er gibt ihm sein Schwert zurück. Martin sagt: „Ich bin jetzt ein Freund von Jesus. Als Christ kann ich nicht in den Krieg ziehen und Menschen töten. Du musst auf mich verzichten. Hier stehe ich – ich kann nicht anders.“

Der Kaiser ist sprachlos. Er ist von Martin enttäuscht, ja er ist sogar böse auf ihn. Und doch lässt sich Martin nicht umstimmen. Der Kaiser spührt, dass Martin ganz fest von seinem Glauben überzeugt ist. Da kann sogar er nichts daran ändern.

Die Freunde von Martin wollen jetzt, dass er jetzt selber Bischof wird in der Kirche. Aber Martin hat davon gehört. Eigentlich möchte er das nicht. Er will ganz einfacher Christ sein. Deshalb versteckt er sich im Stall. Doch die Gänse schnattern so laut, dass die Freunde Martin entdecken. Er kann sich nicht mehr verstecken.

Jetzt ist Martin Bischof in der Kirche. Er liest mit den Leuten die Jesusgeschichten in der Bibel und tut mit ihnen, was Jesus auch getan hat. Er bricht das Brot mit ihnen und teilt den Wein aus.

Viele sind seinem Beispiel gefolgt. Auch andere Soldaten wollen nicht mehr kämpfen. Sie wollen jetzt so leben, wie Jesus es auch getan hat und den Menschen helfen. Martin war ein Vorbild für viele Menschen geworden.

Besonderer Dank an Barbara Heinz, Caro Brauns